[Werbung. Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos vom Stiebner Verlag zur Verfügung gestellt. Dieser Beitrag enthält Amazon Affiliate Links.]
Wenn ich schon in letzter Zeit irgendwie nicht zum Nähen komme, kann ich wenigstens in Nähbüchern stöbern und diese rezensieren. Vor allem, da ich vor ein paar Wochen auf den Stiebner Verlag aufmerksam geworden bin, der ein wirklich interessantes und anspruchsvolles Programm hat, was Handarbeitsbücher angeht. Vor allem gefällt mir, dass Stiebner sehr viele hochwertige Titel vom englischen Markt übersetzt und herausbringt.
Ein solcher Titel ist auch „Nähen Sie Ihre eigene Capsule Wardrobe. 5 Key Pieces für Ihren persönlichen Stil“ [Amazon Affiliate Link] von Arianna Cadwallader und Cathy McKinnon. Für dieses Buch haben sich eine Schneiderin und eine Designerin zusammen getan und haben Schnittmuster für eine zeitlose „Capsule Wardrobe“ entwickelt.
Ich finde den Gedanken, sich nach und nach eine Capsule Wardrobe zusammenzustellen, sehr reizvoll, denn dieses Konzept beruht auf dem Gedanken, die Menge an Klamotten im eigenen Kleiderschrank zu reduzieren und dafür Kleidungsstücke zu behalten, die alle miteinander kombinierbar sind. Eine Capsule Wardrobe besteht also vor allem aus zeitlosen Basicteilen, die man entweder untereinander kombiniert oder mit ein paar ausgefalleneren Kleidungsstücken stylt. In dem Buch werden 5 Kleidungsstücke plus verschiedene Variationen zum Nachnähen vorgestellt.
Überblick
Das Buch enthält, wie der Titel bereits verrät, 5 verschiedene Kleidungsstücke inklusive Schnittmuster zum Nachnähen:
ein ärmelloses Oberteil
ein Rock
ein Shiftkleid
eine Hose
eine Bluse
Für jedes dieser Teile ist eine Basisversion als Schnittmuster enthalten, die eher enganliegend bzw. körperbetont ist. Für jeden Schnitt wird zusätzlich erläutert, wie man aus dem Grundschnitt eine legerere Variante machen kann. Zusätzlich gibt es für jeden Schnitt noch zusätzliche Ideen für individuelle Anpassungen, so dass man aus einem Grundschnitt mehrere unterschiedlich aussehende Modelle nähen kann. So wird zum Beispiel aus einem eng anliegenden Rock ein ausgestellter Minirock, ein Maxirock oder ein Rock mit abfallendem Saum.
Neben den Nähanleitungen für die 5 Grundmodelle und ihre verschiedenen Varianten enthält das Buch noch einen sehr umfangreichen Grundlagenteil, in dem verschiedene Techniken beschrieben werden.
Der Grundlagenteil
Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, bin ich normalerweise nicht so ein großer Fan von Grundlagenteilen in Anleitungsbüchern, da diese meistens viel zu kurz kommen, dadurch wenig Informationsgehalt haben und damit eigentlich völlig überflüssig sind. Der Grundlagenteil in Capsule Wardrobe hat mich hier allerdings wirklich sehr positiv überrascht. Er ist sehr ausführlich und gut durchdacht und an dieser Stelle merkt man einfach, dass eine gelernte Schneiderin an dem Buch mitgewirkt hat.
Man bekommt hier einen Überblick, wie man in in so manchem Grundlagenbuch nicht bekommt. Besonders gefreut hat mich das Kapitel zum Maßnehmen. Auch wenn nicht alle abgefragten Maße für die Modelle aus dem Buch gebraucht werden, stellen die Autorinnen hier eine ausführliche Tabelle mit Maßen vor, die man gemeinhin beim Nähen und Anpassen von Schnittmustern braucht. Ich habe ja mal einen Kurs zum Maßnehmen beim Maßschneider Sebastian Hoofs gemacht und war sehr erfreut, fast balle Maße, die wir da gelernt haben, auch in Capsule Wardrobe wiederzufinden. Gut gefallen haben mit auch die Tipps und Erläuterungen zum richtigen Maßnehmen (Was sollte ich dabei anziehen? Wie finde ich meine Hüfte? Etc.).
Aus meiner Sicht haben es die Autorinnen hier geschafft, im Grundlagenteil kurz und knapp, aber sehr verständlich, wichtiges und interessantes Nähgrundlagenwissen zu vermitteln, das man auch über das Nähen der Modelle im Buch hinaus gebrauchen kann, denn der Grundlagenteil funktioniert völlig losgelöst von den im Buch enthaltenen Modellen.
Man merkt hier wirklich an allen Ecken und Enden, dass eine der Autorinnen Schneiderin ist – und nicht nur deshalb, weil dem Nähen mit der Hand Raum gegeben wird. Ich konnte aus dem Technikteil auch einiges an Wissen über Schnittmusteranpassungen mitnehmen. Es wird zum Beispiel in einem Kapitel erklärt, wie man selber Abnäher (und zwar Brust- und Taillenabnäher) in Kleidungsstücke einfügen kann – und das sehr ausführlich und gut erklärt. Zumindest habe ich es verstanden. Auch das berühmt-berüchtigte Full Bust Adjustment, das Anpassen eines Oberteilschnittes für größere Brüste wird hier in einem eigenen Kapitel ausführlich erklärt.
Dazu beinhaltet der Grundlagenteil noch ziemlich viel Wissenswertes über verschiedene Nähtechniken, etwa das Anbringen verschiedener Verschlüsse (wer hätte gedacht, dass ich über das Annähen von Knöpfen noch Neues lernen würde?), Saumkanten oder verschiedene Taschenarten.
Kurzum: Der Grundlagenteil hat es wirklich in sich. Er ist, soweit ich das beurteilen kann, auf höherem Niveau als so manches Grundlagenbuch und ich werde im Laufe meiner Nähkarriere bestimmt noch ganz oft darin nachschlagen und die darin vorgestellten Techniken ausprobieren.
Die Modelle
Wie schon gesagt, enthält das Buch 5 Grundschnitte, die mit einige Handgriffen abgewandelt werden können. Besonders gut gefallen hat mir, dass auch eine Hose enthalten ist. Hosen sieht man in Nähbüchern irgendwie viel zu selten.
Jetzt kommt ein kleines Aber: Die enthaltenen Größen. Im Buch ist jeder Schnitt in sechs verschiedenen Größen angegeben, die laut Angaben im Buch etwa die Konfektionsgrößen 34 bis 46 abdecken sollen. Die Sprünge zwischen den Größen sind von den Maßen her etwas größer als zwischen den deutschen Konfektionsgrößen, deswegen würde mich sehr interessieren, wie die Modelle jeweils ausfallen. Ich selbst kann leider keines der Modelle nachnähen, weil ich leicht über der Tabelle liege. Aber irgendwas ist ja immer. Das Buch ist trotzdem ein Gewinn für das Bücherregal, weil sich auch anhand der Modelle einiges über das Anpassen von Schnittmustern lernen lässt.
Wie oben ja schon erwähnt, finden sich „nur“ die Grundschnitte, also die körperbetonten Varianten der 5 Kleidungsstücke als Schnittmuster im Buch. Alle anderen Varianten muss man am Schnittmuster selbst anpassen – es wird also gemessen, geschnitten, geschoben und geklebt. Alle Änderungen, die man am Schnittmuster vornehmen muss, werden ausführlich erklärt und mit anschaulichen Graphiken unterstützt. So weiß ich jetzt, wie ich aus einem gut sitzenden Hosenschnitt mit geradem Bein ratzfatz eine Culotte machen kann. Und das ist nur ein Beispiel dafür, warum mir das Buch so gut gefällt, obwohl ich in keines der darin enthaltenen Modelle passe.
Wer in die Maßtabelle passt, findet hier einige wirklich schöne Basicteile. Die Modelle sind allesamt eher schlicht und zeitlos, aber das ist ja auch die Idee einer Capsule Wardrobe. Die verschiedenen Varianten sorgen dafür, dass man mit den 5 Grundmodellen total viele unterschiedliche Teile nähen kann. Für das Shiftkleid zum Beispiel werden sechs verschiedene Ausschnittformen gezeigt, mit denen man das Kleid abwandeln kann. Hier muss man sich aber einiges zutrauen, denn die Ausschnitte muss man selber von Hand einzeichnen, es gibt keine Vorlage.
Fazit
Ich hätte nicht gedacht, dass mir ein Anleitungsbuch, aus dem ich mir kein einziges Teil nähen kann, so gut gefällt. Ich bin sehr froh, Capsule Wardrobe in meinem Regal stehen zu haben. Es ist sicherlich kein Buch für blutige Nähanfänger, denn für diese könnten die Erklärungen zu technisch sein. Ich würde das Buch aber jeder/m Hobbynäher/in ans Herz legen, die ein Herz für Technik haben und lernen wollen, Schnittmuster anzupassen und individuell abzuwandeln. Aus meiner Sicht gibt es in diesem Buch ganz viel zu lernen und mitzunehmen, unabhängig davon, ob einem die Modelle gefallen oder nicht. Ich möchte bitte mehr solcher Bücher haben! Und wer jetzt interessiert ist: Das Buch gibt es zum Beispiel hier: KLICK [Amazon Affiliate Link].
In Kürze:
Titel: Nähen Sie Ihre eigene Capsule Wardrobe. 5 Key-Pieces für Ihren persönlichen Stil [Amazon Affiliate Link]
Autorinnen: Arianna Cadwallader & Cathy McKinnon
Verlag: Stiebner Verlag
Preis: 24,90€ (Deutschland)
Verlinkt beim Freutag.
Hallo Steffi, ich lese stark zeitverzögert, du hast das schon im Sep 2018 gepostet :)
Danke für die klasse Kritik. Ich überlege allein aufgrund der von Dir beschriebenen Schnitterklärungen, Schnittanpassungen es zu kaufen. Da fehlt mir auch noch viel Wissen. Herzlichst Petra
Ich finde dafür lohnt es sich, zumindest um einen ersten Anhalt zu bekommen. Vielleicht findest du ja eine Buchhandlung, bei der Du mal durchblättern kannst.
Ganz liebe Grüße
Steffi
[…] aus dem Stiebner Verlag bin (siehe zum Beispiel meine Rezensionen zur Capsule Wardrobe: KLICK oder dem Handschuh Ratgeber: KLICK). Der Verlag hat meiner Meinung nach ein gutes Händchen dafür, […]
[…] von dem tollen Handarbeitsprogramm aus dem Stiebner Verlag vorgeschwärmt (hier zum Beispiel: KLICK). Vor ein paar Wochen ist hier wieder so ein kleines Schätzchen eingezogen, das ich euch nicht […]