Plastikfreie Sockenwolle – Natural Sock Woolly Mammoth Fibres

Dies ist ein Beitrag für mein plastikfreie Sockenwolle Experiment, für das ich mich durch verschiedene Sockengarne teste, die ohne Poly/Nylon-Beimischung auskommen. Für eine Übersicht zu dem Thema und eine Liste der bereits von mir getesteten Garne könnt ihr hier nachlesen: KLICK.

Die „Natural Sock“ Base von Woolly Mammoth Fibres ist eine Garnbasis, die Emma, der Herz und Hirn hinter dem wolligen Mammut, speziell für ihre Ansprüche spinnen lässt. Mich freut es immer, wenn auch sehr kleine Labels sich ihr Garn nach ihren Wünschen und Vorstellungen spinnen lassen (können), denn das macht sie weniger abhängig von dem, was auf dem Markt erhältlich ist. Und bei den „üblichen“ Rohwoll-Lieferanten für die Handfäber:innen-Szene habe ich in den letzten Jahren leider sehr wenige Alternativen für plastikfreies Sockengarn gesehen. Wer selber spinnen lässt, hat hier momentan weitaus mehr Möglichkeiten, insbesondere als Handfärber:in.

Die Natural Sock Basis von Woolly Mammoth Fibres ist ein Gemisch aus zwei verschiedenen Schafrassen: Blue Faced Leicester und Cheviot. Das sind beides Schafrassen, die dafür bekannt sind, dass ihre Wolle auch mal „was aushält“. Das liegt an der Beschaffenheit der Fasern. Blue Faced Leicester, kurz BFL genannt, gehört zur Familie der „Longwool“, wörtlich übersetzt „lange Wolle“. Und hier ist der Name Programm. Langwollige Schafrassen haben sehr langes Fell und haben eher Locken als „Kräusel“ (auf Englisch: crimp – Kräusel sehen in etwa so aus wie mit einem 90er-Jahre Haar-Crepe-Eisen gemacht). Garn aus langwolligen Schafrassen ist dafür bekannt, sehr resilient zu sein, die Garne sind aber auch gerne mal etwas robuster im Griff. BFL ist unter den langwolligen Schafen aber die Rasse mit den eher kürzeren Locken, weshalb es, je nach Qualität, durchaus auch mit Merino mithalten kann, was die Weichheit betrifft. Es hält aber mehr aus.

Cheviot ist eine schon recht alte Schafrasse, die ursprünglich aus Großbritannien stammt und lange eher wegen ihres Fleisches gezüchtet wurde. Aber die Wolle dieser Schafe ist gerade für Socken nicht zu verachten und besonders unter Spinner:innen für diesen Zweck sehr geschätzt. Die Wolle der Cheviot Schafe hat eine ziemlich einzigartige Kräuselung, die als „3D“ oder helixförmige Kräuselung beschrieben wird. Wenn wir beim 90er-Jahre Haar-Crepeeisen Build bleiben: Dies gibt ja eher eine 2D Kräuselung, das Haar wird von oben nach unten gewellt. Bei Cheviots zieht sich eine sehr sehr feine Kräuselung helixförmig um das Haar herum. Das gibt ihm eine einzigartige Struktur und macht sehr ausgesprochen robust. Spannend ist auch, dass Cheviot dafür bekannt ist, nur sehr schwer zu filzen (es ist nicht unmöglich, aber man muss sich schon sehr anstrengen).

Auch diese Eigenschaft wird von vielen besonders für Socken geschätzt, insbesondere für Garne wie die Natural Sock von Woolly Mammoth Fibres, die nicht superwash ausgerüstet ist. Die Superwash Ausrüstung ist ein Verfahren, bei dem die Wolle unter anderem mit Chlor behandelt wird, um die Schuppenschicht der einzelnen Fasern zu glätten. Die Fasern werden dann auch noch mit einer dünnen Kunstharzschicht überzogen. So wird verhindert, dass sich die einzelnen Fasern miteinander verkeilen und so filzen. Wer mehr wissen möchte, kann bei Mein Gehäkeltes Herz mehr über Garnbehandlungen lesen: KLICK. Ich versuche in letzter Zeit, superwash behandelte Garne so weit wie möglich zu vermeiden, da, abgesehen vom Umweltaspekt der Behandlung, für mein Empfinden durch dieses Verfahren wertvolle Eigenschaften der Wolle verloren gehen. Sie fühlt sich schlapper und irgendwie „tot“ an. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich wollte an dieser Stelle noch hinzufügen, dass ein leichtes Filzen für Socken durchaus auch erwünscht sein kann. Dazu erzähle ich euch bei einem anderen Garn noch etwas mehr.

Emma hat sich für ihr plastikfreies Sockengarn also zwei Schafrassen ausgesucht, deren Wolle von Natur aus eine gewisse Robustheit/Resilienz mitbringt und sich daher schon gut für Socken eignet. Um das fertige Garn noch haltbarer zu machen, hat sie es außerdem von ihrer Spinnerei mit mehr Drall verspinnen lassen als sonst bei vielen Handstrickgarnen üblich. „Drall“ bezeichnet im Spinnen die Verdrehung der Fasern miteinander bzw. beim Verzwirnen der einzelnen Fäden miteinander. Je mehr Drall, desto mehr Verdrehungen stecken im Garn. Das macht das Garn fester und schließt die einzelnen Fasern besser ein. Je fester ein Garn gesponnen ist, desto härter wird es aber auch, hier muss man aufpassen, dass man am Ende keine Paketschnur-Haptik erzeugt oder so fest verdreht, dass das Garn dadurch kaputt geht (wie heißt der schöne Spruch: nach zu kommt ab). Man kann also Garne nicht ins Extreme verzwirnen. Sockengarne, insbesondere ohne Plastikbeimischung, sind aber häufig etwas fester verzwirnt um dem Garn zusätzliche Haltbarkeit zu verleihen. Das findet man auch bei „konventionellen“ Garnen mit Nylon, die tragen oft den Zusatz „High Twist“ im Namen.

Der Natural Sock fühlt man ihren stärkeren Drall bzw. die höhere Verzwirnung kaum an. Sie fühlt sich weich an und hat auch noch etwas Elastizität im Faden. Für mich ist das ein Garn, das definitiv auch als Tuch oder Pulli getragen werden könnte. An den Füßen ist sie angenehm weich und schön warm.

Meine Socken

Woolly Mammoth Fibres bietet ausschließlich mit natürlichen Materialien gefärbte Garne an. Auf diesem Gebiet ist Emma eine absolute Künstlerin. Die Färbung, die ich für meine Socken verarbeitet habe, heißt „Party in the Common Room“ und ist so mit das Schönste, was ich pflanzengefärbt jemals gesehen habe.

Gestrickt habe ich das Sockenmodell „Gerste“ aus dem Laine Sockenbuch – ein einfaches Muster mit einem schönen Effekt, besonders für Garne mit Speckles. Gestrickt habe ich die Natural Sock mit 2mm Nadeln, um ein möglichst festes Maschenbild zu erreichen. Die Socken sind schon seit Beginn der Herbst/Winter Saison 20/21 im Einsatz und machen sich bisher großartig. Bis auf ein wenig leichtes Pilling an der Ferse, das ich bisher bei allen selbst gestrickten Socken hatte, da machste nix dran, sehen sie noch aus wie neu. Gewaschen werden sie, wie alle meine Wollsachen, im Wollwaschgang der Waschmaschine.

2 Kommentare

  1. Hallo!
    Sehr interessant sind deine Erfahrungen. Wo kann man diese Garne denn kaufen?
    Vielen Dank für die wertvollen Tipps die du immer weitergibst
    Liebe Grüße Karin

    • Hallo Karin,

      Danke für Dein Feedback. Ich verlinke in meinen Beiträgen immer die Färberinnen oder Hersteller und deren Shop, da brauchst Du einfach nur noch auf den Link klicken. Wenn es kein handgefärbtes Garn ist, kann es sein, dass es mehrere Shopoptionen gibt. Da hilft dann google (ich nenne ja immer den genauen Garnnamen und den Hersteller).
      Liebe Grüße
      Steffi

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