[Werbung. Das Buch wurde mir vom Verlag kosten- und bedingungslos als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Der Beitrag enthält Amazon Affiliate Links.]
Ich habe euch ja an anderer Stelle bereits von dem tollen Handarbeitsprogramm aus dem Stiebner Verlag vorgeschwärmt (hier zum Beispiel: KLICK). Vor ein paar Wochen ist hier wieder so ein kleines Schätzchen eingezogen, das ich euch nicht vorenthalten will: „Handschuhe. Ihr Ratgeber zum Stricken von Faust- und Fingerhandschuhen“ [Amazon Affiliate Link] von der kanadischen Autorin Kate Atherley.
Dieses Buch ist, wie der Titel bereits sagt, viel mehr, als ein bloßes Anleitungsbuch für Handschuhe. Es ist ein Ratgeber, der die LerserInnen dazu befähigen soll, sich selbst perfekt passende Handschuße zu stricken. Maßhandschuhe quasi.
Am Beginn dieses Buches stand, wie bei vielen großartigen Büchern, ein persönliches Problem: Die Autorin Kate lebt in Kanada, da wird es richtig richtig kalt. Sie hat unterdurchschittlich kleine Hände, so dass ihr Handschuhe, die nach „konventionellen“ Anleitungen gestrickt werden, nie richtig gepasst haben. Und Handschuhe, die nicht richtig passen, halten nicht richtig war, Außerdem leidet Kate unter dem Raynaud-Syndrom. Kälte und Temepraturschwankungen sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße in ihren Extremitäten verkrampfen. Es ist also wirklich wichtig für sie, warme Hände zu haben.
Aus dieser persönlichen „Not“ heraus hat Kate daher begonnen, sich intensiv mit der Passform von Handschuhen zu beschäftigen. Und nicht nur das. Sie hat die Daten zu den Handgrößen von über 500 Personen verschiedener Altersgruppen erhoben und auf dieser Basis je ein Grundmodell für Fäustlinge und Fingerhandschuhe entwickelt. Nach diesen Grundmodellen kann man vom Kleinkind bis zum Erwachsenen Mann passende Handschuhe stricken.
Überblick
Das Buch enthält einen sehr ausführlichen theoretischen Teil, der sich mit der perfekten Passform von Handschuhen auseinander setzt. Das ist nämlich für Faust- und Fingerhandschuhe nicht unbedingt gleich. Man merkt dem Theorieteil deutlich an, wie intensiv sich die Autorin mit dem Handschuhthema auseinander gesetzt hat.
Im ersten Kapitel geht es vor allem um Maße. Ich war sehr überrascht, wie viele Maße an der Hand genommen werden können (und müssen), um eine perfekte Passform zu erreichen. Die relevanten Maße werden an einer Skizze übersichtlich dargestellt, so dass man ohne Schwierigkeiten die eigene Hand vermessen (lassen) kann. Hat man seine Maße ermittelt, kann man sich (idealerweise) in die Größentabelle der Autorin einsortieren, die sie anhand der oben angesprochenen Datenerhebung erstellt hat. Hat man sehr „ungewöhnliche“ Maße, die durch die Tabelle nicht abgedeckt werden, gibt die Autorin ausführliche Tipps, wo und wie man die enthaltenen Grundanleitungen abändern kann, um die Handschuhe anzupassen.
Hat man seine Handmaße ermittelt, kann man sich nach den beiden Grundanleitungen perfekt passende Handschuhe stricken. Die Grundanleitungen sind im Grunde ein großer Lückentext, in den man anhand weiterer Tabellen die relevanten Werte eintragen kann, zum Beispiel die Maschenanzahl für das Bündchen, die Handmaschen, die Maschen für die einzelnen Finger usw. Die enthaltenen Größen sind wirklich beeindruckend, allein die Fausthandschuhe sind in der Grundanleitung für 13 verschiedene Größen berechnet.
Schon allein die Grundanleitungen sind den Kauf des Buches meiner Meinung nach absolut wert, aber es enthält darüber hinaus noch viel mehr an Wissen und Tipp&Tricks über Handschuhe. In einem eigenen Kapitel widmet sich Kate nicht nur den geeigneten Materialien für Handschuhe sondern auch verschiedenen Möglichkeiten, diese zusätzlich gegen Kälte zu isolieren. Dieses Kapitel war für mich ein kleiner Augenöffner, denn neben dem ziemlich offensichtlichen „Innenhandschuh“ werden hier auch kreative Möglichkeiten wie das Einstricken von „Kammzug-Flocken“ beschrieben. Auch die Tatsache, dass die Spannfäden von mehrfarbigen Mustern eine zusätzliche Isolierschicht bieten, ist zwar logisch, hatte ich aber nicht so präsent auf dem Schirm. Vor allem hat mich die daraus abgeleitete Tatsache überrascht, dass man auch bei unifarbenen Handschuhen einfach mit zwei Knäulen stricken kann und diese für jede Masche abwechselnd einsetzen – um so die isolierenden Spannfäden zu erhalten, die rein mustertechnisch überhaupt nicht notwendig sind.
In Kapitel drei geht es um das Stricken der Handschuhe an sich. Hier werden die wichtigsten Techniken ausführlich erklärt, ohne zu sehr auf das Niveau eines „Stricken für Anfänger“ Buches abzugleiten. Hier wird nicht erklärt, wie man rechte und linke Maschen strickt, sondern wie man beispielsweise den Daumenkeil schließt, wie man die Maschen für die Finger aufnimmt, ohne dass unschöne Löcher entstehen oder wie man die Lücken zwischen den einzelnen Fingern später schließt. Hier bekommt man das nötige Handwerkszeug an die Hand, das man für das Stricken der enthaltenen Anleitungen braucht.
In einem weiteren Kapitel geht Kate noch einmal explizit auf das Anpassen der Anleitungen auf die eigenen Maße ein. Hier erklärt sie genau, wie man beispielsweise Zunahmen gleichmäßig verteilt errechnet oder den Daumkenkeil individuell anpassen kann. In diesem Kapitel gibt es auch ein paar Extratipps, wie etwa das Einstricken von leitenden Fasern, damit die Bedienung des Smartphones auch mit Handschuhen funktioniert oder wie man die Fäustlinganleitung ganz einfach zu Fliptops umwandeln kann.
Die Modelle
Das Buch enthält nicht nur die Grundanleitung für schlichte Fäustlinge und Fingerhandschuhe, sondern auch noch 13 Handschuhmodelle mit Mustern. Die Grundanleitungen kann man natürlich für sich selbst mit allen erdenklichen Mustern selber gestalten, aber manchmal ist es auch einfach schön, nicht selber rechnen zu müssen, sondern einer fertigen Anleitung zu folgen.
Die enthaltenen Modelle gefallen mir sehr gut. Vor allem haben es mir die Hannett Fäustlinge angetan, die haben nämlich auf der Oberseite ein schönes Zopfmuster. Toll finde ich auch die Fäustlinge Guillemet, die haben ein Jacquardtmuster mit schräg verlaufenden Streifen – da kommt meine Liebe zu geometrischen Mustern wieder voll durch.
Die Auswahl der Modelle sind vielfältig, es gibt fingerlose Handschuhe, Fäustlinge und Fingerhandschuhe mit den unterschiedlichsten Mustern – Zöpfe, Lace und Jacquardtmuster sowie die oben bereist erwähnten Fäustlinge mit eingestrickten Kammzug-Flocken zur zusätzlichen Wärmeisolation. Die finde ich ziemlich cool, das will ich unbedingt mal ausprobieren!
Fazit
Wer es bis hier hin noch nnicht gemerkt hat: Ich bin sehr begeistert von dem Buch. Es ist das umfassendste Werk, das ich bisher zu Handschuhen gesehen habe. Man merkt, dass sich die Autorin sehr lange mit dem Thema beschäftigt hat. Ich bin ja ein sehr großer Freund von Grundlagenbüchern, die einem die Fähigkeit an die Hand geben, etwas auf seine eigenen Maße passend zu stricken. Das ist Kate mit diesem Buch auf jeden Fall gelungen. Meiner Meinung nach gehört es als Grundlagenwerk in jedes gut sortierte Strickbuchregal. Und es ist ein guter Anstupser, endlich mal wieder Handschuhe zu stricken.
Überblick
Titel: Handschuhe. Ihr Ratgeber zum Stricken von Faust- und Fingerhandschuhen
Autorin: Kate Atherley
Verlag: Stiebner Verlag
Preis: 22€ (D)
Erhältlich zum Beispiel hier: KLICK [Amazon Affiliate Link]
Verlinkt bei Meine Fummeley
[…] bin (siehe zum Beispiel meine Rezensionen zur Capsule Wardrobe: KLICK oder dem Handschuh Ratgeber: KLICK). Der Verlag hat meiner Meinung nach ein gutes Händchen dafür, spannende und vor allem inhaltlich […]