Dies ist ein Beitrag für mein plastikfreie Sockenwolle Experiment, für das ich mich durch verschiedene Sockengarne teste, die ohne Poly/Nylon-Beimischung auskommen. Für eine Übersicht zu dem Thema und eine Liste der bereits von mir getesteten Garne könnt ihr hier nachlesen: KLICK.
Das plastikfreie Sockengarn, das ich euch heute vorstelle, gehört zu den bekannteren nylonfreien Garnen auf dem Markt. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass La Bien Aimée, eine der derzeit bekanntesten Handfärberinnen auf dem Markt, dieses Garn als Färbebasis in ihr Sortiment aufgenommen hat: KLICK. Und ich habe bisher noch kein Garn erlebt, an dem sich die Geister so sehr scheiden wie an diesem: Mondim von Retrosaria.

Retrosaria setzt sich seit Jahren für den Erhalt portigiesischer Handarbeitstraditionen ein. Die Gründerin des Labels, Rosa Pomar, hat jahrelang zu dem Thema recherchiert und ein Buch (leider nur auf portugiesisch erhältlich) über die Geschichte portugiesischer Strickgeschichte geschrieben (ein bisschen was über Rosa Pomar findet man in diesem englischsprachigen Artikel: KLICK). Dazu hat sie sich auch intensiv mit den traditionellen portugisischen Schafrassen beschäftigt, von denen viele heute sehr selten und gefährdet sind. Laut Retrosarias Homepage gibt es etwa 14 portugisische Schafrassen. Retrosaria arbeitet mit vielen kleinen Schafzüchtern zusammen und stellt ausschließlich Garne aus portugiesischer Wolle her – da sind wirklich sehr spannende Garne dabei, hier lohnt sich ein Blick auf die Homepage: KLICK. Alle Garne sind dabei non-superwash und ohne Beimischung künstlicher Fasern.
Die Mondim ist das Sockengarn von Retrosaria gehört zu der Sorte plastikfreier Sockengarne, die aus 100 Prozent Schafwolle bestehen und keinerlei „stärkende“ Beimischungen enthalten. Laut Deklaration auf Banderole und Webseite enthält die Mondim 100 Prozent „feine portugiesische Schafwolle“. Leider ist nicht genauer aufgeführt, welche Schafrassen genau in dem Garn stecken. Ich habe bei Retrosaria nachgefragt. Nach deren Auskunft enthält die Mondim einen Mix verschiedener portugiesischer Rassen. Es gibt aber auch Chargen, die aus 100 Prozent Campaniça Wolle bestehen – nach Aussage von Retrosaria werden auch die nächsten Batches, die gerade in Produktion sind, komplett aus Campaniça Schaf bestehen. Soweit ich das recherchieren konnte, ist das Campaniça Schaf eine sehr “zähe” Schafrasse, die sich sehr flexibel auch unwirtlicheren klimatischen Bedingungen anpasst. Über die Wolle habe ich nur in einer Quelle (KLICK) eine Angabe zur Feinheit gefunden. Mit durchschnittlich 25-30 Mikron gehört die Wolle schon eher zur Sorte “medium bis eher robust” – was für Socken nicht unbedingt schlecht ist, denn je feiner, desto empfindlicher ist Wolle in der Regel.
An der Mondim scheiden sich, wie oben schon geschrieben, die Geister. Ich höre über diese Wolle irgendwie nur zwei Extreme: Entweder, Socken aus dem Garn bekommen quasi schon beim ersten Tragen riesige Löcher, oder, die Träger:innen halten sie für das beste Sockengarn unter der Sonne, das quasi unkaputtbar ist.

Ich habe ja schon in meinem Übersichtsartikel zur plastikfreien Sockenwolle (KLICK) geschrieben, dass ich glaube, dass so etwas wie der individuelle Gang, die Fußanatomie und andere individuelle Faktoren Auswirkungen darauf haben, wie lange Socken halten. Ich habe es noch nie geschafft, selbst gestrickte Socken löchrig zu laufen. Auch die Strickweise hat entscheidenden Einfluss auf die Haltbarkeit von Stricksocken. Viele Mondim Socken, die schnell durchgelaufen waren und die ich gesehen habe, wurden mit 2,5mm Nadeln gestrickt und bestanden aus einem vergleichsweise lockeren gestrick. Ohne Beimischung von stabilisierenden Fasern kann ich nur dazu raten, Socken mit so engem Maschenbild wie möglich zu stricken.
Meine Socken aus Mondim habe ich mit 1,5mm Nadeln gestrickt. Das ergibt ein Maschenbild, das so fest ist, dass man meint, die Socken könnten bald von alleine stehen. Aber es lohnt sich. Die Socken begleiten mich jetzt schon fast eine Trage-Saison und ich konnte weder Löcher noch dünner werdende Stellen feststellen. Auf den Fotos sind die Socken schon etwa 4 Monate regelmäßig getragen.

Das feste Gestrick ist dabei keinesfalls unangenehm. Ich habe die Socken sehr eng sitzend nach der Fish Lips Kiss Heel Methode [Achtung ravelry Link] gestrickt und sie sitzen wie eine zweite Haut. Meine Füße sind nicht empfindlich, aber ich würde die Mondim auch nicht als kratzig beschreiben. Ich finde sie absolut angenehm und die Socken sind spürbar wärmender als meine “konventionellen” Stricksocken aus Wolle/Poly mit superwash Ausrüstung. Mittlerweile bin ich ja der allergrößte Fan von non-superwash Garnen, da diese nach meinem Empfinden einfach besser wärmen. Und es geht nichts über “richtiges” Wollgefühl auf der Haut.
Ich kann euch nur ermuntern, 100 prozentigen Wollgarnen für Socken eine Chance zu geben. Ich werde mir jedenfalls noch mehr Paare aus den Mondim stricken und bin gespannt, ob ich es doch irgendwann schaffe, mal ein Loch reinzulaufen.














