Plastikfreie Socken stricken – Garnalternativen und Stricktipps

2020 habe ich angefangen, mich damit zu beschäftigen, wie ich mein Leben plastikfreier gestalten kann. Ich bin der Überzeugung, dass de jede*r Einzelne*r von uns, auch mit kleinen Veränderungen, ein bisschen zum Besseren beitragen kann. Neben den „Klassikern“ wie der Einsparung von Verpackungsmüll bin ich bei dem Thema schnell bei meinem liebsten Hobby, dem Stricken, gelandet.

Ich bevorzuge schon immer Garne möglichst ohne Beimischung von Kunstfasern wie Poly. Wenn es aber um Socken geht, greifen die meisten von uns dann doch auf die klassische 75/25 oder 80/20 Mischung aus Wolle und Poly oder Nylon zurück. Wegen der Haltbarkeit. Das haben wir alle vermutlich irgendwie so gelernt. Sockenwolle braucht einen Polyanteil, sonst gibt es Löcher. Das habe ich selbst jahrelang so vertreten.

Im letzten Jahr habe ich dann angefangen, diese Überzeugung von mir zu hinterfragen: Ist das denn wirklich so? Brauchen wir unbedingt Plastik in Socken? Platt gesagt: „Früher“ haben die Menschen auch gestrickte Socken getragen – und da gab es noch kein Plastik, das man einer Faser hätte beimischen können. Und den Menschen sind die Socken ja auch nicht jeden Tag von den Füßen gebröselt. Und selbst wenn eine Socke mal ein Loch haben sollte: Das kann man ja stopfen. Es ist ja normal, dass Kleidungsstücke, die man viel trägt und benutzt, über kurz oder lang Gebrauchsspuren aufweisen (ich denke da nur an meine Jeans, die irgendwann immer zwischen den Beinen geflickt werden müssen). Die Frage ist halt: Wie schnell bilden sich Löcher? Wie oft muss ich flicken?

Kurzum: Meine Neugier war geweckt und ich habe mich auf die Suche nach plastikfreien Garnalternativen für Socken begeben. Und habe dabei eine ganz neue, spannende Welt entdeckt. Denn wenn man einmal anfängt zu suchen, findet man so viele spannende Garne, die alle für Socken geeignet sind und ganz ohne Plastik auskommen. Ich habe angefangen, mich durch zahlreiche Sockenwollen zu testen und werde euch hier auf dem Blog ab jetzt regelmäßig meine Entdeckungen vorstellen und alle Beiträge in diesem Übersichtsblogpost sammeln.

Grundsätzlich kann man grob zwei unterschiedliche Arten von plastikfreier Sockenwolle unterscheiden: Garne aus 100% Schafwolle und Garne mit einer natürlichen Beimischung zur Schafwolle.

Garne aus 100 Prozent Wolle

Sockenwolle aus 100 Prozent Schafwolle kann wunderbar für Socken funktionieren. Stabilität kann das Garn zum Beispiel dadurch erhalten, dass Wolle von Schafen gewählt wird, deren Wolle von Natur aus robuster und strapazierfähiger ist. Wir alle kennen und lieben unser extrafreines Merinogarn. Das ist aber aufgrund der Feinheit seiner Fasern auch die Mimose unter den Wollarten, das nicht sehr viel aushält – es neigt fast immer stark zum Pilling und würde in einer Socke ohne Zugabe von stabilisierenden Beimischungen nicht so lange durchhalten. Aber es gibt durchaus Schafrassen, die Wolle produzieren, die ein bisschen mehr aushält und deren Wolle man gerne in 100prozentigen Woll-Sockengarnen findet.

Neben der Auswahl der „richtigen“ Wolle kann die Art des Verspinnens sehr viel zur Stabilität eines Sockengarnes beitragen. Viele der reinen Woll-Sockengarne sind auf bestimmte Art und Weise verzwirnt um zur Haltbarkeit des Garnes beizutragen. Hier habe ich einige spannende Varianten gefunden, die ich euch nach und nach vorstellen werde.

Hier findet ihr die Links zu den Blogbeiträgen zu den reinen Wollgarnen, die ich bereits für Socken getestet habe [wird stetig ergänzt]:

Ystwyth von Garthenor (Dochtgarn, walisische Schafwolle)

Sockenwolle fein von Finkhof (Cablé, deutsches Merino)

Mondim von Retrosaria Rosa Pomar (reine portugiesische Schafwolle)

Natural Sock von Woolly Mammoth Fibres (Corriedale und Cheviot)

Garne mit natürlichen Beimischungen

Man muss einem Sockengarn nicht notwendigerweise Plastik beimischen, um es für den Gebrauch an den Füßen stabiler zu machen. Auch die Natur bietet einige Fasern, die hier den Job des Plastiks sehr erfolgreich übernehmen können. Wusstet ihr, dass zum Beispiel Mohair auch als „Plastik der Natur“ gilt? Es gibt eine immer größer werdende Auswahl an Sockengarnen, denen statt Poly bzw. Nylon natürliche Fasern beigemischt sind.

Hier findet ihr die Links zu den Blogbeiträgen zu den Wollgarnen mit natürlichen Beimischungen, die ich bisher getestet habe [wird stetig ergänzt]:

Auntie Plastique von Countess Ablaze (Corriedale mit Mohair)

Cuthbert’s Sock von Whistlebare (Mohair mit Wensleydale)

Tipps zum Stricken mit plastikfreier Sockenwolle

Eins vorneweg: Ich bin absolut kein Profi, was das Thema angeht. Ich teste mich da selbst noch durch und experimentiere. Vorweg muss ich auch sagen, dass ich im Herbst/Winter fast ausschließlich selbst gestrickte Wollsocken trage, ob zuhause oder draußen in meinen Winterschuhen und noch nie geschafft habe, ein Loch in Wollsocken zu laufen (zumindest in die mit der klassischen Plastikbeimischung nicht). Vielleicht habe ich einfach eine „günstige“ Fußanatomie und laufe irgendwie sockenschonend. Will sagen: Nur, weil etwas an meinen Füßen funktioniert, heißt das nicht, dass es auch an anderen Füßen klappt. Ich will euch aber mit meiner Serie ermuntern, selbst mal nach rechts und links zu schauen, was es an Sockengarnalternativen auf dem Markt gibt. Denn glaubt mit: Das ist so spannend!

Selbst wenn meine plastikfreien Socken mit der Zeit Löcher entwickeln sollten, ist das für mich kein Grund, sie für grundsätzlich ungeeignet zu erklären. Löcher kann man stopfen. Wichtig für mich wäre nur, dass sich die Löcher nicht direkt bei den ersten Malen des Tragens zeigen. Ich werde mir hier noch Gedanken machen, wie ich ggf. regelmäßig ein Fazit zu den verschiedenen von mir getesteten Sockengarnen veröffentlichen kann, so dass ihr auch eine Art Langzeit-Testfazit bekommt.

Grundsätzlich gilt für das Stricken von plastikfreien Socken (aber auch zum Verarbeiten „normaler“ Sockenwolle“): Strick so fest Du kannst! Je fester das Maschenbild, desto weniger Spiel hat das verstrickte Garn, sich an sich selbst zu reiben und eventuell Löcher zu entwickeln. Ihr solltet also auf ein sehr sehr festes Maschenbild achten. Ich stricke zum Beispiel meine plastikfreien Socken grundsätzlich mit 2mm (vor allem die Garne mit stabilisierende Beimischung) oder sogar mit 1,5mm Nadeln (vor allem die reinen Wollgarne). Das klingt jetzt erst einmal etwas abschreckend und hat am Anfang auch etwas von stricken mit Schaschlikspießen, aber die Mühe lohnt sich! Wenn ihr auf der Suche nach 1,5mm Nadeln seid: Chiaogoo hat diese Stärke auf jeden Fall im Sortiment.

Noch ein Tipp für das Stricken plastikfreier Socken: Achtet darauf, dass die Socken wirklich gut an euren Füßen sitzen! Ich empfehle hierzu die Fish Lips Kiss Heel Methode (die Anleitung gibt es nur auf Englisch, aber ich kann euch nur ermuntern, zu versuchen, euch durchzubeißen – ich hatte noch nie so gut sitzende Socken): KLICK [Achtung ravelry Link]. Socken sollten wirklich eng am Fuß sitzen. Schaut euch mal eure gekauften Baumwollsocken an: So in etwa sollten idealerweise auch gestrickte Socken sitzen. Je weniger die Socke am Fuß rutschen und schlabbern kann, je fester sie sitzt (natürlich ohne euch die Blutzirkulation abzuschneiden!), desto weniger zusätzliche Reibung, die die Wolle belastet.

Bedenkt gleichzeitig, wenn ihr mit dünneren Nadeln als gewohnt strickt, dass ihr eventuell die Maschenanzahl eurer Standardsocken anpassen müsst. Ich habe zu Beginn meines plastikfreie Sockenwolle Experiments noch Socken mit Mustern gestrickt. Mittlerweile bin ich auf Stinos umgestiegen, das macht die entstandenen Paare vergleichbarer und ich spare mir die Arbeit, Muster gegebenenfalls umrechnen zu müssen. Ich hoffe, dass ihr mein plastikfreie Sockenwolle Experiment genauso spannend findet, wie ich. Mein Ziel ist es, über die Zeit in diesem Beitrag eine Übersicht zu vorhandenen Garnalternativen zu erstellen, die es euch ermöglicht, ohne lange Recherche spannende Garne zu entdecken und ausprobieren zu können.