[Werbung. Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Frechverlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Beitrag enthält Amazon Affiliate Werbelinks, die mit einem * gekennzeichnet sind.
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Ein Jahr nach ihrem ersten Tücherbuch „Shawls“ * hat Melanie Berg, besser bekannt als Mairlynd, nachgelegt und mit „Colorwork Shawls“ * ihr zweites Buch im Frechverlag herausgebracht, bei dem sich alles, wie der Name schon verrät, um Tücher mit farbigen Mustern dreht. Wer jetzt schon panisch an Fair Isle und das hantieren mit Spannfäden denkt, kann entspannt aufatmen. Melanies Tücher mit farbigen Mustern entstehen fast alle in der Mosaiktechnik, d.h. mithilfe abgehobener Maschen – eine Technik, bei der man immer nur mit einer Farbe pro Reihe strickt.
Colorwork Shawls* ist genauso aufgebaut wie das erste Buch von Melanie, weshalb diese Rezension etwas kürzer ausfällt, da ich mich ungern wiederhole. Das erste Buch habe ich letztes Jahr natürlich ebenfalls rezensiert, mein Fazit könnt ihr hier nachlesen: KLICK.
Colorwork Shawls* enthält insgesamt 12 Tuchanleitungen von Melanie – 9 davon sind „alte Bekannte“, also Tücher, die sie bereits im Laufe der Jahre auf ravelry veröffentlicht hat und 3 Tücher wurden exklusiv für das Buch entworfen: Gentle Hug, Grellow is a state of mind und Maivember. Große Mairlynd Fans, die bereits eine große Sammlung ihrer Tücher haben, müssen schauen, ob sich die Anschaffung des Buches für sie lohnt, wenn sie die Anschaffung planen. Für mich lohnt sich das Buch, da ich tatsächlich keine einzige der neun enthaltenen, bereits veröffentlichten, Anleitungen in meiner ravelry library habe (wie konnte das passieren, ich bin doch so ein großer Mairlynd Fan?!).
Wie schon das erste Buch ist Colorwork Shawls komplett zweisprachig gehalten, alle Texte und Anleitungen sind sowohl in Deutsch als auch auf Englisch enthalten – im bekannten zweispaltigen Layout, der deutsche Text steht immer in der linken Spalte der Seite, Englisch in der rechten Spalte. Grundsätzlich finde ich die Idee der Zweisprachigkeit hier total super. Ich predige ja immer, dass alle Stricker*innen versuchen sollten, sich Strickenglisch anzueignen, da englische Anleitungen a) die Mehrheit der Anleitungen auf ravelry darstellen und man sich so eine riesige Welt der Möglichkeiten erschließt und b) englische Anleitungen meiner Meinung nach meistens viel unkomplizierter. Durch das zweispaltige Layout im Buch kann man sich super an der englischen Anleitung versuchen und schnell in der deutschen Variante nachschauen, wenn einem etwas unklar ist.
Allerdings muss ich für dieses Buch meine Kritik wiederholen, die ich schon bei seinem Vorgänger angebracht habe. Und da ich teilweise echt seltsame Nachrichten bekomme, wenn ich in meinen Rezensionen etwas rummäkel, hier noch ein paar Worte dazu: Meine Rezensionen sind alle (logischerweise und naturgemäß) völlig subjektiv. Es ist meine Meinung, die ich hier (hoffentlich gut begründet, das ist zumindest mein Versuch) darstelle. Ich bin weder der Nabel der Welt noch das Maß aller Dinge. Was ich total ätzend finde, finden andere Menschen vielleicht total super. Ist so. Da lässt sich in den meisten Fällen auch schwer drüber streiten. Einiges, was ich in meinen Rezensionen zu kritisieren habe, richtet sich eher gegen Layoutentscheidungen des Verlages als gegen den/die Autor*in. Da das Buch aber nun mal als ein Ganzes kommt, gehört das in der Rezension auch dazu. Und ja, ich kann den Inhalt eines Buches super und die Form ätzend finden. Und so ist das (naja, nicht ganz so extrem, ätzend ist es nicht) auch bei diesem Buch. Und ich will versuchen, euch zu erklären, warum.
Melanie hat eine ganz eigene Art, ihre Anleitungen aufzubauen. Sie teilt ihre Designs in der Regel in einzelne Abschnitte ein, wobei ein Abschnitt eine bestimmte Musterabfolge ist (2 re, 2 li, 2 fallen lassen – so in der Art). Diese Abschnitte werden jeweils vor dem eigentlichen Anleitungstext definiert und ausgeschrieben. In der Anleitung selbst werden die einzelnen Reihen dann nicht mehr ausgeschrieben, sondern nur noch auf die Abschnitte verwiesen, z.B. 2 mal Abschnitt 1 in Farbe A stricken, 3 mal Abschnitt B in Farbe C, etc.
Diese Logik kennt man aus ihren selbst auf ravelry herausgebrachten Designs. Für meinen Geschmack lässt sich dieses Konzept aber nicht gut auf ein Buchlayout übertragen – zumal in der zweispaltigen zweisprachigen Fassung wie in Melanies Büchern. Als A4 Ausdruck der Anleitung, von ravelry gekauft und heruntergeladen, funktioniert diese Logik hervorragend. Da kann ich mir notfalls zwei Blätter nebeneinander legen – das Blatt mit der Definition der Abschnitte und das Blatt mit dem Teil der Anleitung, die ich gerade arbeite. Im Buch funktioniert das nicht. Hier muss ich ständig zwischen Abschnittsdefinition und Anleitungsteil hin und her blättern (bis ich mir den Abschnitt gemerkt hab und nicht mehr nachschauen muss, was bei einigen Abschnitten schneller geht als bei anderen). Das empfinde ich als einen großen Nachteil.
Hinzu kommt, dass ich das zweispaltige Layout mit den unterschiedlichen Sprachen nicht sehr „augen- und nutzerfreundlich“ finde. Wenn ich stricke, habe ich die Anleitung neben mir oder auf meinem Schoß liegen – ich gucke mal auf die Anleitung und mal auf das Strickstück, um zu sehen, was ich da tue (und mal auf den Fernseher, um zu schauen, was sich da so tut). Eine gute Anleitung ist für mich daher so gestaltet, dass sich mein Auge (bzw. Hirn) leicht darauf zurechtfinden kann. Dazu gehören Absätze, Zeilenumbrüche, Leerzeichen – alles „Ankerpunkte“, die mir helfen, schnell auf einen Blick den Punkt zu finden, an dem ich gerade war. Auch hier finde ich Melanies Buch zum Teil nicht sehr gelungen. Die einzelnen Abschnitte sind schön übersichtlich und luftig gelayoutet, aber es gibt Anleitungsteile, die wirken wie eine einzige Bleiwüste mit wenig „Luft“ und Ankern fürs Auge. Wer die Chance hat, das Buch mal durchzublättern: Seite 64 und 65 sind gute Beispiele für das, was ich hier meine. Ich bleibe hier bei meiner These: Melanies Anleitungslogik passt nicht zum Layout.
Im Gegensatz zum ersten Buch gibt es in Colorwork Shawls wenigstens keine ausgeschriebenen Reihen, die über mehr als 9 bis 10 Zeilen gehen. Das liegt aber wahrscheinlich eher daran, dass bei den Tüchern die Wiederholungen (repeats) innerhalb einer Reihe tatsächlich kürzer sind als bei den Tüchern aus Buch eins.
Und bevor der Sermon jetzt noch länger wird: Leider fehlen auch im zweiten Buch Schemazeichnungen, die die Tuchform zeigen – denn leider lässt sich diese auf den Fotos nicht immer erkennen, da die Tücher meist getragen präsentiert werden. Außerdem ging mir auf den Keks, dass die enthaltenen Strickschriften hinten im Buch abgedruckt sind und nicht direkt bei der jeweiligen Anleitung, zu der sie gehören – das bedeutet nämlich noch mehr Blätterei…
So, das liest sich jetzt alles erst mal furchtbar negativ. Aber, wie gesagt, es geht hier um das Layout und um das persönliche Gefallen und Nutzerfreundlichkeit. Natürlich kann man die enthaltenen Anleitungen trotzdem nachstricken und man wird dabei auch nicht erblinden oder so. Vielleicht muss man ein, zwei Mal mehr oder länger mit dem Auge nach der Stelle suchen, an der man als letztes war, bevor man kurz zum TV geguckt hat.
Fazit
Die enthaltenen Tuchdesigns sind super – ich bin ein riesiger Fan von Melanies Ästhetik, ihre Tücher sind schlicht, aber besonders, nicht zu überladen und lassen die verwendeten Garne und Farben super zur Geltung kommen. Und jetzt kommt der (eigentlich nicht wirklich, aber für den einen oder die andere vielleicht überraschende) Twist: Ich empfehle das Buch! Denn trotz der Unzulänglichkeiten im Layout ändert sich nichts an der Tatsache, dass die Anleitungen an sich, wie von Melanie gewohnt, verständlich und nachvollziehbar geschrieben sind und die Designs einfach schön. Wenn man bedenkt, was eine einzelne Tuchanleitung auf ravelry kostet, dann sind 12 Tücher für 22 Euro, die das Buch kostet, ein wirkliches Schnäppchen – selbst dann, wenn man zwei, drei schon in seiner ravelry library hat. Warum ich in der Rezension so viel Raum fürs Nörgeln verwendet habe? Weil mich das Layout schon beim ersten Buch genervt hat und ich gehofft hatte, es wird im zweiten verbessert. Und weil ein nutzerfreundliches Layout für mich bei Handarbeitsbüchern wichtig ist.
Und noch ein lobendes Wort zum Schluss: Wie schon im ersten Buch enthält auch Colorwork Shawls für jede enthaltene Anleitung ein gestricktes Beispiel aus der Strickcommunity. Das finde ich unglaublich wertschätzend – und es zeigt, wie Farb- und Garnwahl jedes Tuch zu einem Unikat machen können. Frau Jetztkochtsieauchnoch ist mit ihrem Moonraker dort vertreten – sie war in der Frickelcast-Rezension auch gütiger als ich (falls ihr ein Gegenbeispiel hören wollt).
So, ich habe das Gefühl, diese Rezension ist etwas wirrer als das, was ich sonst schreibe, aber da manchmal ein wenig geballter Unmut über mich herein bricht, dachte ich, ich erkläre noch mal, was Rezensionen sind.
Ich suche mir jetzt mögliche Garnkombis für den Spark of Grey aus – das Tuch will ich nämlich unbedingt stricken!
Überblick
Titel: Colorwork Shawls. Tücher stricken mit Farbe *
Autorin: Melanie Berg
Verlag: TOPP / Frechverlag
Preis: 22 € (D)
Ich kanns gut nachvollziehen, ich habe das erste Buch daheim und mich hat dieses blättern müssen echt bisher abgehalten, das ein oder andere Tuch zu stricken, da ich mich mit den englischen Teilen noch schwer tue. Ich werde wohl kopieren müssen und dann stricken :-(
hab eeinen schönen Tag
Danke für Dein Feedback – ja, das kopieren wäre wohl auch meine Lösung…
Liebe Grüße
Steffi