[Unbeauftragte Werbung. Garn und Anleitung sind selbst gekauft.]
Es folgt eine kleine Premiere auf Feierabendfrickeleien.com. Ich zeige euch ein fertiges Strickstück, dass ich bei seiner Entstehung phasenweise wirklich abgrundtief gehasst habe. Abgrundtief. Ich weiß auch nicht, woran das lag, aber ich hatte es wirklich noch nie, dass mich das Stricken eines Projektes wirklich regelrecht angekotzt hat. Ich wollte nicht mehr. Es wurde und wurde nicht fertig. Aber da ich den Anspruch an mich selber habe, niemals nie nicht UFOs (unfertige Objekte) zu produzieren, habe ich mich durchgebissen. Auch wenn das glaube ich mein Schneckigkeits-Strick-Negativrekord ist. Ich glaube, ich habe noch nie so lange an einem Tuch gestrickt.
Aber fangen wir von vorne an: Wie Strickelfen haben uns, ich weiß schon gar nicht mehr wann, zum gemeinsamen #StrickelfenKAL verabredet. Gestrickt werden sollte ein Design von Westknits aka Stephen West. Eigentlich habe ich ja noch Garn für den Chevron Shenanigans hier liegen, ich bin aber für den KAL ganz spontan auf den Speckle and Pop umgeschwenkt. Das Tuch hatte es mir angetan, als Stephen im Mai ein paar Workshops im Yarn Over Berlin gegeben hat, an denen ich als kleines Fangirl selbstverständlich teilnehmen musste.
Stephen hatte ein paar seiner Tücher dabei, auch den Speckle and Pop, und ich fand das Tuch mit seinen großen Löchern und der spannenden Konstruktion so toll, dass ich mir vom Meister höchstpersönlich vor Ort eine Wollkombi habe zusammenstellen lassen. Meine Vorgabe an ihn war: Dunkle Hauptfarben und irgendwas mit Kawoom als Kontrast! Stephen hat mir dann ein Kombi Singlegarne aus Madelinetosh Merino Light (in den Farben Tart und Rocky Mountain High), La Bien Aimee (da weiß ich leider die Farbe nicht mehr, Garnlabel gehen bei mir immer verloren) und Uschitita (in der Farbe Aura) zusammen gestellt, die ich mir selbst wahrscheinlich nie so ausgesucht hätte, die ich aber unglaublich cool finde (vor allem ist es auch mal was anderes).
Hochmotiviert habe ich dann zu Beginn des StrickelfenKALs das Tuch angeschlagen. Allerdings schwangen bei mir direkt von Anfang an Zweifel mit, was die Größe des Tuches angeht. Ich habe mir wirklich jedes einzelne Projektfoto, das es auf ravelry zu diesem Tuch gibt, angeschaut und bin zu dem Schluss gekommen: das wird zu klein. Die lange Kante wird, wenn man die Fingering Version des Tuches strickt, für meinen Geschmack viel zu kurz, als dass man es wirklich bequem und ohne Tuchnadel tragen könnte. Das mag ich gar nicht, ich möchte mir meine Tücher umschmeißen können ohne ständig rumzuppeln zu müssen und ohne dass ein Zipfel alle naselang von der Schulter rutscht.
Also blieb mir nix anderes übrig: Ich musste verlängern. Ich hatte dann tierisches Glück, dass ich, Wochen nachdem ich das Garn gekauft hatte, von allen drei Hauptfarben noch jeweils einen Strang bei Yarn Over Berlin kaufen konnte. Denn mir war klar, dass ich bei einer deutlichen Vergrößerung des Tuches, wie ich sie geplant hatte, mit meinen ursprünglichen drei Strängen bei weitem nicht auskommen wurde.
Mit (hoffentlich) genügend Wolle im Rücken habe ich mich dann hochmotiviert ans Verlängern gemacht. Dabei habe ich direkt in Teil eins angesetzt, denn dieser definiert die „lange Kante“ des Tuches. Teil eins ist der Teil mit den Streifen in der Hauptfarbe, die mit den kontrastfarbigen Streifen im Lochmuster unterbrochen werden. Laut Anleitung strickt man immer 10 Streifen einer Hauptfarbe im Wechsel mit der Kontrastfarbe, dann fünf Streifen mit der soeben verwendeten Hauptfarbe und der nächsten Hauptfarbe im Wechsel mit den Kontraststreifen usw. so dass man am Ende bei 40 Streifen angelangt ist. Ich habe diesen Teil um 15 Streifen (plus Kontraststreifen) vergrößert, indem ich nach Hauptfarbe 3 noch einmal Hauptfarbe 1 gestrickt habe, um ordentlich Länge in die obere Kante zu bringen.
Das Verlängern ist bei der Anleitung kein Problem, die anderen Teile gehen trotzdem ohne Rechnerei auf (und man kann immer ein paar Maschen weg oder dazu schummeln, wenn es beim Übergang von einer Section in die nächste mal nicht hundertprozentig aufgeht, das fällt überhaupt nicht auf).
Teil eins der Anleitung war noch flott gestrickt, aber die nächsten Teile zogen sich wie Kaugummi. Durch meine Verlängerung hatte ich natürlich weitaus mehr Maschen auf der Nadel, als in der Anleitung, was meine Reihen ab Teil 2 in epische Länge zog. Die Anleitung an sich ist super geschrieben und das Tuch ist – typisch Stephen – auch clever und spannend konstruiert, was das Stricken für mich normalerweise zu einem großen Vergnügen macht. Allerdings waren einige Manöver aus der Anleitung bei meiner Maschenzahl nur noch nervig und nahmen gefühlt kein Ende. Zum Beispiel muss man an einer Stelle kleine Dreiecke über 15 Maschen mit verkürzten Reihen über die gesamte Länge des Tuches stricken. Ich glaube, allein an diesem Teil habe ich drei komplette Abende gesessen – es nahm kein Ende.
Aber aufgeben ist für mich keine Option, ein UFO produzieren auch nicht, deswegen habe ich mich – unterbrochen von dem ein oder anderen Nebenbeiprojekt zur Ablenkung – tapfer durchgebissen und das Tuch tatsächlich vollendet. Und da ich ja keine Kompromisse mache und wenn ich etwas mache, dies auch ordentlich und bis zur letzten Konsequenz durchziehe, habe ich NATÜRLICH auch noch den optionalen Teil der Anleitung durchgezogen und die großen Löcher einzeln mit der Kontrastfarbe umhäkelt. Ihr könnt euch vorstellen, wie viel Spaß das gemacht hat (man merkt meine Ironie, oder?). Aber ohne diese Kontrastsprenkel würde dem Tuch meiner Meinung nach etwas fehlen, deshalb habe ich tapfer durchgehalten (und gezittert, weil ich nicht sicher war, ob die Wolle reichen würde).
Falls ihr auch vorhabt, das Tuch so wie ich zu verlängern, hier noch ein paar Worte zum Verbrauch: Ich hatte von allen drei Hauptfarben jeweils zwei Stränge parat liegen, habe aber nur von zwei Farben den dritten Strang anbrechen müssen: Ihr braucht mehr von den beiden Farben, die ihr für den letzten Teil (die Zackenkante) benutzen wollt. Von der dritten Hauptfarbe reicht, wenn ihr so verlängert wie ich, ein Strang. Ich habe übrigens 9 Wiederholungen vom letzten Teil geschafft, bevor mir das Garn ausgegangen ist, so hat die Zackenkante eine schöne Größe.
Jetzt, wo das fertige Teil vor mir liegt, bin ich sehr froh, durchgehalten zu haben. Das Ergebnis entschädigt für die gesamte Mühe, das Tuch gefällt mir richtig gut. Ich bin auch froh darüber, dass ich nach einigem Zögern meine Vergrößerung gestrickt habe – so hat das Tuch die perfekte Größe. Hätte ich es nach Anleitung gestrickt wäre es definitv viel zu klein geworden und ich hätte es wahrscheinlich nie getragen – und dafür ist es definitiv zu schade!
Die Anleitung ist, wie von Stephen gewohnt, sehr gut nachvollziehbar. Man muss nur stumpf tun, was da steht, ohne groß darüber nachzudenken. Für einige ungewöhnlichere Techniken hat Stephen sogar kleine Tutorial-Videos aufgenommen, die direkt an den passenden Stellen der Anleitung verlinkt sind. Das fand ich eine super Idee und ist bestimmt für die eine oder den anderen noch mal eine gute Hilfe, wenn die Beschreibung im Text nicht ausreicht. Obwohl ich mich teilweise ein wenig durch die langen Reihen gequält habe, kann ich euch den Speckle an Pop wirklich nur empfehlen. Das Tuch ist nämlich wirklich toll und vor allem mal eine etwas andere Form als üblich. Ich denke sogar ernsthaft über ein zweites Exemplar nach – diesmal mit hellen Grundfarben…
Verlinkt bei: Auf den Nadeln, Creadienstag, Sewlala, Handmade on Tuesday, Dings vom Dienstag, Lieblingsstücke, Meine Fummeley
Traumhaft schön!
Und du hast das Tuch echt toll in Szene gesetzt.
Lieben Gruß
Sarah
Danke Dir <3
Liebe Grüße
Steffi
Wirklich gut, dass Du Dich da „durchgebissen“ hast, das Tuch ist ein Traum und steht Dir hervorragend :-)
Danke Dir :)