Rezension: Stretch! Von Tilly and the Buttons

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Nähbücher kann man ja nie genug haben, finde ich. Ich liebe es einfach, durch Technik – oder Anleitungsbücher zu blättern, den ein oder anderen Tipp aufzuschnappen und natürlich viele neue Projekte zu planen (von denen die allermeisten bis heute nur in meinem Kopf bestehen – der Tag hat einfach zu wenig (Näh)Stunden).

Eine Schnittmusterdesignerin, die ich sehr mag – von der ich aber zugegebener Weise bisher noch keinen Schnitt genäht habe – ist Tilly Walnes aka Tilly and the Buttons. Tilly ist Britin und mittlerweile einer der großen Namen in der internationalen Nähszene – sie hat unter anderem bei „The Great British Sewing Bee“ mitgemacht.

Ihre Schnitte sind simpel und elegant, ohne viel ChiChi und sprechen mich vom Stil her sehr an. Von ihr besitze ich bereits das Buch „Liebe auf den ersten Stich[Affiliate Link], ein Buch, in dem es darum geht, sich selber Kleidung aus Webware zu nähen. Das Buch hat mir vom Aufbau sehr gut gefallen, da es die Projekte von leicht nach schwer steigert und man mit jedem Projekt neue Techniken dazu lernt. Ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr auf alle Fälle einiges daraus zu nähen.

Tilly and the Buttons stretch

Dieses Jahr ist nun Tillys zweites Buch mit dem Titel „Stretch![Affiliate Link] erschienen, in dem sie sich dem Nähen von Kleidung aus dehnbaren Stoffen widmet. Ich bin ja viel in Nähgruppen auf Facebook unterwegs und habe den Eindruck, dass sich die deutsche und die britische bzw. amerikanische Nähszene in einem Punkt grundlegend unterscheiden: In Deutschland ist der „Angstgegner“ ein Kleidungsstück aus Webware, in Amerika und Großbritannien hat man Schiss vor dehnbaren Stoffen. Das ist natürlich nur mein subjektiver Eindruck, aber ich finde es ziemlich witzig (und auf mich trifft es auch zu, für mich ist gut sitzende Kleidung aus Webware die hohe Kunst des Nähens).

Tillys Buch Stretch! widmet sich daher sehr ausführlich dem Nähen von Jersey und Co. Am Anfang des Buches gibt es einen recht ausführlichen Teil, in dem erklärt wird, was man beim Nähen von Jersey alles beachten muss.

Gut gefallen hat mir, dass sie vor allem auf das Nähen von dehnbaren Stoffen mit der „normalen“ Nähmaschine eingeht – und hier sogar mit einem einfachen, schmal eingestellten Zickzack-Stich. Eine Overlockmaschine ist bei ihr ein „Nice to Have“ aber kein Muss. Mir gefällt diese Herangehensweise besonders für Anfänger – in vielen Facebookgruppen bekommt man mittlerweile den Eindruck, ohne Overlock könne man das Nähen von Jersey und Co quasi vergessen. Tilly stellt einige einfache Stiche vor, die nahezu jede Nähmaschine besitzen sollte.

Überhaupt hat mir der Technikteil am Anfang des Buches sehr gut gefallen. Tilly erklärt hier nicht nur einfach Schnittmusteranpassungen sondern gibt auf Tipps zum Zuschneiden von dehnbaren Stoffen – wie man zum Beispiel Streifenstoff perfekt passend zuschneidet und wann es sich lohnt, nicht im Bruch zuzuschneiden sondern das Schnittteil zu spiegeln, so dass man das gewünschte Teil im Ganzen zuschneidet. Hier habe ich auch zum ersten Mal in einem Nähbuch gesehen, dass gezeigt wird, wie man den Stretch-Anteil eines Stoffes berechnet. Der ist nämlich entscheidend für den späteren Sitz eines Kleidungsstückes und mitentscheidend für die Größenwahl. Leider geben viele Schnitte nicht an, für welchen Stretch-Anteil sie gedacht sind, was die Auswahl des idealen Stoffes erschwert.

Tilly and the Buttons stretch 2

Die Projekte im Buch sind, wie schon in Tillys erstem Werk, nach Schwierigkeitsgrad von leicht nach schwer geordnet. Auch hier ist das Prinzip, dass man mit jedem Projekt eine neue Technik lernt – die speziellen Techniken sind beim jeweiligen Schnitt mit Fotos ausführlich erklärt, so dass man natürlich nicht jedes einzelne Projekt aus dem Buch nähen muss, um sie zu meistern. Gut gefallen hat mir auch, dass für jeden enthaltenen Schnitt mögliche Varianten erklärt werden. Das erste Projekt im Buch ist zum Beispiel ein einfacher Bleistiftrock, den man einfarbig oder mit einem kontrastfarbigen Einsatz nähen kann. Als Variation wird zu diesem Schnittmuster noch erklärt, wie man ganz einfach einen seitlichen Schlitz nähen kann und was man dafür am Schnittmuster verändern muss. Ein weiterer Vorschlag ist das Erweitern des Rockes zu einem einfachen Latzkleid, für das extra Schnittteile vorhanden sind.

Weitere Projekte in dem Buch sind ein einfaches Raglan-Shirt, ein Rollkragenpulli der sich zu einem Kleid mit Rüschendetail am Ausschnitt pimpen lässt, ein Hoodie mit passender Jogginghose (ein Projekt, bei dem es unter anderem um das Nähen von Knopflöchern auf dehnbaren Stoffen geht) und das „Meisterstück“, ein Kleid mit Twist am Ausschnitt. Besonders dieses Kleid hat es mir angetan, der Schnitt war einer der Gründe, warum ich mir das Buch gekauft habe. Hierfür wird eine coole Variante mit Paillettenrock vorgestellt, die ich unheimlich toll finde aber für mich ein wenig over the top.

Eine Sache, an die man sich bei Tilly (wie auch bei vielen amerikanischen Schnittmusterdesignern) gewöhnen muss: Sie arbeitet mit einer Nahtzugabe von 1,5cm. Das finde ich persönlich, wenn man mit einer Overlock arbeitet, etwas ätzend, aber es lässt sich ja schon beim Zuschneiden leicht auf die gewünschte Nahtzugabe anpassen.

Fazit

Das Buch enthält zwar nicht viele Schnitte, aber jedes enthaltene Teil wird mit unterschiedlichen Varianten vorgestellt, die es aussehen lassen wie ein komplett anderes Schnittmuster. Tilly ist auch bei diesem Buch ihrem simplen, eleganten Stil treu geblieben (na gut, der Hoodie und die Jogginghose sind eine Ausnahme, aber die Hose ist schon auf meine Nähliste gewandert, denn es geht doch nichts über gut sitzende Gammelhosen!) und die Projekte gefallen mir wirklich gut.

Ich bin zwar ziemlich sicher im Umgang mit dehnbaren Stoffen (mein Angstgegner ist da eher die Webware), aber ich habe aus dem Buch noch den ein oder anderen guten Techniktipp mitnehmen können – vor allem in das Zuschneiden werde ich ab jetzt wohl etwas mehr Sorgfalt und Gedanken investieren.

Meiner Meinung nach ist das Buch eine gute Ergänzung für das Bücherregal von Anfängern und auch für etwas fortgeschrittenere Näher. Bis jetzt gibt es das Buch nur auf Englisch, aber da Tillys erstes Buch in neun Sprachen, unter anderem auch Deutsch, übersetzt wurde, gehe ich davon aus, dass eine deutschsprachige Ausgabe nicht allzu lang auf sich warten lässt.

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3 Kommentare

  1. Danke für die Rezension! Beide Bücher sind auf meiner Wunschliste gelandet. Ich bin ja ein kompletter Nähanfänger und habe mich nach gutem Zureden der Verkäuferin des örtlichen Stoffladens an ein Jersey-Shirt als allererstes Projekt gewagt. Zusammen mit der guten Beschreibung und einem Buch übers Jersey-Nähen ist dann mein erstes T-Shirt entstanden.
    Jetzt als zweites Projekt nähe ich eine Bluse aus Webware – da brauche ich aber zwischendurch Beistand von der Kursleiterin des ganz neu begonnenen Nähkurses. Bis jetzt würde ich sagen, dass beide Stoffarten ihre Tücken haben, Jersey aber mehr verzeiht. Mag aber auch am einfacheren Schnitt liegen.

    Was mir bei den beiden Büchern von Tilly fehlt, ist die Angabe, in welchen Größen die Schnittmuster dabei sind.

    LG

  2. Ohha, dann bin ich auch amerikanische Näherin 🙂 bei stretch Stoffen ne grade Naht find ich viel angstaufregender als einfach mal den Stoff ordentlich zuschneiden bei Webware. Hihi. LG

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