Tutorial: Wolle selber Färben

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Wie ihr vielleicht auf Instagram und Facebook gesehen habt, habe ich im September angefangen, Wolle zu färben. Zumindest experimentiere ich damit gerade ein bisschen herum. Da mir das so viel Spaß macht und ich mittlerweile sogar Frau Jetztkochtsieauchnoch nach einer exklusiven und persönlichen Lehrstunde anfixen konnte, dachte ich, ich schreibe euch mal ein kleines Tutorial. Was Frau Jetztkochtsieauchnoch zu meiner Färbelehrstunde sagt, könnt ihr auf ihrem Blog nachlesen.

Ich zeige euch an dieser Stelle, wie ich das Wollefärben angehe. Ich bin keinesfalls Profi und habe mir selber viele Infos aus dem Netz zusammengeklaubt. Es gibt daher bestimmt noch viele andere Wege, Farbe an die Wolle zu bekommen. Ich zeige euch hier, was sich für mich bewährt hat.

Materialliste

Wer Wolle selber Färben möchte, braucht am Anfang zwar nicht übermäßig viel, aber doch einiges an Equipment. Hier zeige ich euch, was ich für meine Färbeeskapaden benutze.

Als erstes ist da natürlich die Wolle, die ihr Färben wollt. Hierbei solltet ihr bei der Zusammensetzung darauf achten, für welche Fasern eure Farben geeignet sind. Es gibt Farben für tierische/eiweißhaltige Fasern und Farben für pflanzliche Fasern. Wenn ihr eine Garnmischung habt, die tierische und pflanzliche Fasern enthält, zum Beispiel ein Merino-Baumwoll-Gemisch, kann es sein, dass ein Teil der Fasern die Farbe nicht oder nur schlecht annimmt oder dass das Farbergebnis anders ausfällt als gewollt. Das kann schöne Effekte geben, sollte man aber vorher bedenken. Ich verwende grundsätzlich tierische Fasern oder Mischungen, die überwiegend aus tierischen Fasern bestehen. Günstiges Färbematerial für das Ausprobieren am Anfang der Färbekarriere findet man zum Beispiel bei Supergarne. Die Rohwolle von dort benutze ich auch und sie ist von der Qualität her völlig okay.

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Dann braucht ihr natürlich Farben. Ich färbe mit Säurefarben von Ashford. Es gibt noch viele andere Hersteller von Säurefarben, ich hab mir am Anfang eine Probeset von Ashford bestellt und bin dabei geblieben. Hierbei reichen die Grundfarben Blau (Blue bei Ahsford), Magenta (Hot Pink) und Gelb (Yellow) – aus denen könnt ihr alle anderen Farben mischen. Für einige Farbtöne und die Graupallette solltet ihr euch auch noch schwarz (Black) zulegen. Ich selber habe von Ashford auch noch Türkis (Teal), weil man damit noch mal eine etwas andere Blaupallette mischen kann und Braun (Brown), weil man damit Farbtöne warm abtönen kann, wenn man es sparsam einsetzt.

Jetzt wird es wichtig! Wer mit Säurefarben färbt sollte bedenken, dass Gegenstände, die zum Färben benutzt werden, nicht mehr lebensmittelsicher sind. Ihr solltet niemals Gefäße, Löffel etc., die ihr zum Färben verwendet habt, später zum Kochen oder Zubereiten von Lebensmitteln verwenden. Daher ist es sinnvoll, sich ein eigenes Färber-„Geschirr“ zuzulegen. Hier zeige ich euch, was ich mir für meine Färbeversuche angeschafft habe.

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Einen großen Topf. So groß wie möglich. Je mehr Liter da reinpassen und je größer die Grundfläche, desto besser.

Einmachgläser in verschiedenen Größen zum Anrühren und Aufbewahren der Farblösungen.

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Ein Spatel, eine Zange und eine Schaumkelle um die Wolle im Topf zu handlen. Vor allem den Spatel benutze ich viel, um die Wolle im Topf unterzutauchen. Außerdem machen sich Plastikschüssel gut, in denen man die Wolle einlegen oder nach dem Färben im Wasser abkühlen kann.

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Zum Dosieren Farblösung benutze ich sehr gerne Spritzen in verschiedenen Größen. Damit lässt sich die Farblösung relativ präzise abmessen. Das wird wichtig, wenn ihr eure Ergebnisse reproduzieren wollt. Zum Dosieren vom Farbpulver und kleinen Flüssigkeitsmengen habe ich mir außerdem so ein kleines Messlöffel-Set* bestellt. Das reicht von 1g/1ml bis 15g/15ml. Das hat sich sehr bewährt. Zum Mischen der Farben benutze ich Plastikquetschflaschen*. Damit lässt sich auch Farbe recht präzise auf den Strang bringen, wenn man Multicolor färben möchte.

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Arbeitssicherheit geht vor! Schützt euch und euren Arbeitsbereich.

Wichtig für die Arbeitssicherheit: Die Säurefarben können in ihrer Pulverform die Lunge reizen und gesundheitsschädlich sein. Deswegen solltet ihr, wenn ihr mit dem Pulver arbeitet, um eine Farblösung herzustellen, unbedingt eine Gesichtsmaske tragen. Gummihandschuhe schützen eure Hände vor ungewollten Verfärbungen, Malerplane euren Arbeitsbereich.

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Säurefarben brauchen Säure, deswegen benötigt ihr zum Färben Essigessenz oder Zitronensäure. Ich verwende am liebsten Zitronensäure, da sie weniger stinkt.

Der Färbeprozess

Vor dem Färben müsst ihr eure Wolle ein bisschen vorbereiten. Es gibt da verschiedenen Philosophien. Ich lege meine Rohwolle am Abend vor dem Färbetag in handwarmes Wasser mit einem Schuss Spüli ein. Die Stränge werden dann am Morgen ausgespült und dann noch einmal in Wasser zusammen mit Zitronensäure eingelegt. Hierbei rechne ich einen großzügigen Esslöffel Zitronensäure pro 100 Gramm Wolle.

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Während die Wolle einweicht könnt ihr eure Farblösungen aus den Grundfarben anrühren. Haltet euch dabei an das Rezept eures Farbherstellers. Meine Farblösungen aus Ashford stelle ich so her: 10 Gramm Farbpulver in ein Einmachglas füllen (Maske nicht vergessen!) und mit 400ml kochendem Wasser auffüllen. Gut umrühren – ich verwende hierfür Essstäbchen. Sobald das Pulver im Wasser gelöst ist, könnt ihr die Maske abnehmen. Der Farblösung noch 12ml Essigessenz hinzufügen und noch einmal gut umrühren. Das Ganze nun abkühlen lassen und fertig ist eure Grundlösung. Die könnt ihr in den Einmachgläsern auch ein paar Tage oder Wochen verwahren.

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Aus den Grundlösungen könnt ihr euch nun eure Farben zum Färben zusammenmischen. Ich rechne für 100g Wolle ca. 60ml-90ml Farblösung für eine tiefe Färbung. Je weniger Farblösung ihr auf 100g Wolle verwendet, desto heller wird die Färbung. Das ist in etwa so wie das Zumischen von Deckweiß beim Tuschen. Je weniger Farbe nachher im Färbetopf schwimmt, desto heller das Ergebnis.

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Beim Zusammenmischen der Farben müsst ihr einfach experientieren und drauf losmischen. Als Orientierung habe ich mit für unter 10 Euro so ein Künstler-Farbmischscheibe* gekauft, an dem man sich etwas orientieren kann. Spannend finde ich es immer, Farben mit ein wenig schwarz (meist reichen 2-5ml) ein wenig abzutönen. Probiert einfach mit den Farben herum.

Der Einfachheit halber beschreibe ich euch in diesem Tutorial erst einmal das Färben von semisoliden Strängen, d.h. Strängen in einer Farbe.

Wenn ihr eure Wunschfarbe aus den Grundlösungen zusammen gemischt habt, füllt ihr euren Färbetopf großzügig mit kaltem Wasser. Je mehr die Wolle schwimmen kann, desto besser nimmt sie die Farbe auf und die Gefahr, dass weiße Stellen bleiben, verringert sich. In dem Wasser löst ihr einen großzügigen Esslöffel Zitronensäure und fügt dann eure Farbe hinzu. Die Farbe verrührt ihr im Topf und holt dann euren eingelegten Strang (ihr braucht ihn nicht ausspülen, ausdrücken reicht).

Der Strang kommt in den Topf und wird mit einem Werkzeug unter Wasser gedrückt. Jetzt stellt ihr die Herdplatte an und wartet. Ihr müsst jetzt nämlich auf den Punkt warten, an dem das Wasser anfängt zu simmern – es darf aber nicht kochen. Achtet darauf, dass die Wolle immer schön unter Wasser bleibt und stopft sie immer wieder mit einem Kochlöffel oder Spatel unter die Wasseroberfläche.

Wenn der Simmerpunkt erreicht ist, müsst ihr ihn für 30 Minuten halten, denn bei Hitze nimmt die Wolle die Farbe auf und wird fixiert. Hier muss man immer wieder an der Herdplatte rumschalten, damit das Wasser nicht zu sehr abkühlt oder anfängt zu kochen.

Nach 30 Minuten ist die Wolle fertig. Das seht ihr auch daran, dass das Wasser (fast) komplett klar ist – die Wolle hat die gesamt Farbe aufgenommen.

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Das Färbewasser ist klar.

Jetzt könnt ihr die Wolle im Topf abkühlen lassen. Ich gieße meist ein wenig Wasser ab und Wolle und Restwasser in eine Plastikschüssel um, dann kann ich den Topf für den nächsten Färbegang benutzen.

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Die abgekühlte Wolle spült ihr nun mit einem Wollwaschmittel kurz aus und hängt anschließende den Strang zum Trocknen auf.

Das wars schon. Ist nicht so schwer, oder? Man braucht nur ein wenig Lust an der Farbpanscherei. Meine Färbeergebnisse sind bisher mehr Zufallsprodukt als gezielte Färbung – und es macht einfach tierisch Spaß.

Wer etwas mehr Theorie möchte, dem kann ich das Buch 1000 Farben auf Wolle und Seide: Ein Anleitungsbuch zum Färben mit Säurefarbstoffen im Mikrowellengerät* von Gabriele Breuer empfehlen. Dort ist speziell das Färben mit den Ashfordfarben erklärt und – für einen leichten Einstieg – einige „Farbrezepte“ mit konkreten Mischverhältnissen enthalten. Ich kann aber nur empfehlen, selber rumzupanschen!

* Mit diesem Sternchen gekennzeichnete Links sind so genannte Affiliate Links des Amazon-Partner-Programms. Wenn ihr diese Links benutzt, bekomme ich eine kleine Provision, die mir hilft, den Blog zu finanzieren, euch neue Projekte vorzustellen und zu Messen und Events zu fahren und euch darüber zu berichten. Ich kann nicht sehen, wer diese Links benutzt. Ich freue mich, wenn ihr mir über die Links helft, meinen Blog zu finanzieren. Ich verlinke hier aber nur Produkte, die ich selber benutze und von denen ich persönlich überzeugt bin. Die hier auf dem Blog wiedergegebene Meinung ist immer meine ganz persönliche.

10 Kommentare

  1. […] Einige von euch haben mich vor kurzem in meinen Instagram Stories bei meinem Experiment begleitet, Wolle mit Avocado zu färben. Ich habe ja sehr viel Spaß am Ausprobieren und Experimentieren und möchte auch gerne dazu ermuntern, selber mal zum Topf zu greifen und einfach auszuprobieren. Ich habe nach meinem Färbeexperiment sehr viele Rückmeldungen und Fragen bekommen – und ich werde auf jeden Fall noch ein kleines Avocado-Färbe-Tutorial für euch vorbereiten (zum Färben mit Säurefarben habe ich hier schon ausführlich geschrieben: KLICK). […]

  2. Hallo Steffi, kann man das ganze Färben denn auch ökologischer machen? Oder nimmt die Wolle nur Säurefarben auf? Viel Spaß beim weiteren Rumpanschen;-)
    Liebe Grüße
    anna

    • Hallo Anna,

      danke für Deinen Kommentar.

      Ich bin nicht sicher, was Du genau mit „ökologischer“ meinst. Die Säurefarben werden in der Regel komplett von der Wolle aufgenommen, so dass klares Wasser zurück bleibt. Die Farben können nach meinen Informationen auch bedenkenlos im Abwasser entsorgt werden. Zitronensäure ist ein natürlicher Stoff, der in Zitrusfrüchten vorkommt :-)
      Man kann Wolle auch mit pflanzlichen Farben färben, das ist aber nicht unbedingt „ökologischer“, da mansche Beizstoffe speziell entsorgt werden müssen (vor allem Kaltbeizen) und – zumindest nach den Methoden, die ich kenne – braucht Färben mit Pflanzenfarben mehr Energie, da man die Wolle vor dem Färben gut beizen muss.
      Es haben also alle Methoden Vor- und Nachteile und es kommt auch drauf an, welche Energiequelle man zum Färben benutzt (Ökostrom….) um die „Ökobilanz“ wirklich beurteilen zu können :-)

      Liebe Grüße

      Steffi

  3. Hallo, ich bin ganz inspiriert von eurem tollen Podcast und wollte euch fragen, ob ihr nicht mal eine Sondersendung machen könntet, in der ihr alles über Garne erklärt und was das Besondere an handgefärbten Garnen ist, dass man dafür dann sogar nach Edinburgh fährt 😉 (bin noch neu, was Stricken angeht und kenne mich daher gar nicht so gut aus, will aber auch süchtig werden!) und wie ihr so zum Stricken gekommen seid und vielleicht habt ihr ja auch Tipps für Anfängerprojekte? Das wäre super!
    Viele Grüße! Laura

  4. Danke für die tolle Beschreibung. Wenn ich das so lese ist es ja nicht so schwierig. Im Frühjahr werde ich das mal probieren, dann kann ich das alles draußen machen. 👍

    • Liebe Regina,
      Oh, das freut mich, wenn ich Dich mit meinem Tutorial zum Färben inspirieren konnte. Es ist wirklich nicht schwer. Ich wünsche Dir viel Spaß dabei :)
      Liebe Grüße
      Steffi

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