#visityourlys – Mit dem Frickelcast bei Pascuali

Vor einigen Wochen hat Frau Jetztkochtsieauchnoch spontan die Aktion #visityourlys ins Leben gerufen. Unter diesem Hashtag besuchen Bloggerinnen und Blogger in ganz Deutschland ihre lokalen Wollgeschäfte, um diese zu erkunden und vorzustellen. Damit wollen wir den lokalen Handel unterstützen und zeigen, was für ein vielfältiges Angebot es für unser Hobby gibt und dass es sich lohnt, auch mal offline statt online zu shoppen. Die Aktion ist außerdem dazu gedacht, Fachhandel und Blogger näher zusammenzubringen und gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Ihr könnt alle Beiträge dazu auf der Linkparty von Frau Jetztkochtsieauchnoch nachlesen: KLICK.

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So langsam aber sicher komme ich endlich dazu, mal ein paar Dinge „abzuarbeiten“, über die ich unbedingt bloggen wollte, die aber aufgrund von Umzugs- und Hochzeitsgedöns ein wenig ins Hintertreffen geraten sind. Dazu gehört auch mein Besuch bei Pascuali. Zusammen mit Frau Jetztkochtsieauchnoch hatte ich nämlich im August die Gelegenheit, bei diesem kleinen aber feinen Garnhersteller ein wenig hinter die Kulissen zu schauen. Die Einladung haben wir natürlich sehr gerne angenommen, denn wir Frickler vom Frickelcast sind ja von Natur aus sehr neugierig.

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Pascuali ist ein sehr junges Wollunternehmen, das sich auf hochwertige und nachhaltige (und tierleidfreie) Naturgarne spezialisiert hat. Auf dem deutschen Wollmarkt fallen sie auf, da ihre Garne, meiner Meinung nach, immer sehr hochwertige, zum Teil luxuriöse oder auch ungewöhnliche Mischungen enthalten. Dazu gehören reine Kaschmirgarne genauso wie Mischungen mit Alpaka, Seide oder auch Yak – Poly findet sich in Pascualis Garnen nicht, dafür aber seltene Fasern wie Vicunja oder Quiviut. Auch für Veganer, die keine tierischen Fasern verwenden, hat Pascuali spannende Garne und Mischungen im Sortiment, beispielsweise ein Garn aus Mais oder eine Mischung aus Baumwolle, Leinen und Brennessel. Die Vielfalt des Garnsortiments könnt ihr euch hier anschauen: KLICK.

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Gegründet wurde Pascuali von Paul, Kopf und Herz der Firma, der das ganze Wollgeschäft mittlerweile zusammen mit drei Mitarbeiterinnen rockt (was mich sehr erstaunt hat, denn Pascuali ist mittlerweile so präsent und hat so viele Garne im Angebot, dass ich das Team weitaus größer geschätzt hätte). Paul stammt aus Argentinien und am Anfang seiner Wollkarriere stand der Wunsch, hochwertige, mulesingfreie Merinowolle aus seiner Heimat nach Deutschland zu bringen.

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Paul selbst strickt (noch) nicht (er hat uns Fricklern öffentlich und für alle zum Mithören gesagt, dass er bis Ende diesen Jahres stricken lernen möchte – wir werden ihm also alle auf die Finger schauen), ist aber angetrieben von einer unglaublichen Liebe zu Wolle und Fasern – und das merkt man seiner Unternehmensphilosophie auch an. Paul hat eine Vision für sein Unternehmen, von dem sich andere Wollfirmen (und auch wir Verbraucher*innen) eine riesige Scheibe abschneiden können. Er setzt nicht auf blindes Wachstum, sondern ihm liegt sehr daran, sein Unternehmen nachhaltig für Mensch und Tier zu betreiben. [An dieser Stelle ein Disclaimer: Wir konnten natürlich nicht alle Aussagen von Paul inhaltlich nachprüfen – allerdings habe ich keinen Zweifel daran, dass er voll und ganz hinter dem steht, was er uns erzählt hat – und auch danach handelt.]

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Was bedeutet das für die Garne von Pascuali? Paul und seine Mitarbeiterinnen legen großen Wert darauf, dass ihre Fasern aus nachhaltiger Produktion stammen. Dafür arbeiten sie mit kleinen, lokalen Produzenten vor Ort, beispielsweise in Peru oder der Mongolei zusammen und verzichten auf Zwischenhändler, so dass sie näher am „Produktionsprozess“ ihrer Garne sind. Da Pascuali mit kleinen Bauern und Farmen zusammenarbeitet, haben viele der Garne kein offizielles Prüfsiegel wie beispielsweise GOTS, die „offiziell“ eine ökologische oder nachhaltige Produktionsweise bestätigen. Solche Zertifizierungsprozesse kosten nämlich ziemlich viel Geld, so dass sich die meisten kleinen Produzenten eine Zertifizierung schlicht nicht leisten können (davon abgesehen, dass das natürlich auch den Preis der Garne in die Höhe treibt). Stattdessen setzt Pascuali auf eine persönliche Beziehung zu seinen Woll- und Faserproduzenten. Paul und seine Mitarbeiterinnen reisen tatsächlich selbst zu ihren Geschäftspartner*innen und schauen sich die Haltungs- und Arbeitsbedingungen auf den Farmen, von denen sie ihre Wolle beziehen, vor Ort persönlich an – und bauen so auch eine vertrauensvolle persönliche Beziehung zu den Farmern auf.

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In diesem Zusammenhang hat mich sehr beeindruckt, wie stark sich Paul mit dem Nachhaltigkeitsthema auseinandergesetzt hat und dieses in seine Firmenphilosophie einfließen lässt. Ich selbst habe mir zum Beispiel keine Gedanken darüber gemacht, dass es Tierarten gibt, die per se eher wenig nachhaltig sind. Kaschmirziegen zum Beispiel. Ziegen haben die Eigenschaft, Pflanzen und alles, was so wächst, mit Stumpf und Stiel platt zu machen. Sie können auch die noch so störrischste Pflanze inklusive ihrer Wurzel verspeisen (und sind da auch nicht wählerisch) und was sie nicht fressen wird durch ihre harten Hufe platt gemacht. Platt gesprochen: Wo eine große Herde Ziegen zum Fressen durchgezogen ist, bleibt quasi eine Wüste zurück, in der erst einmal nichts mehr wächst. Deswegen achtet Pascuali darauf, sein Kaschmir ausschließlich von Farmern zu beziehen, die relativ kleine Ziegenherden halten, die keine so große desaströse Wirkung auf ihre Umwelt hat.

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Allein dieser Gedankengang hat mich sehr beeindruckt, da ich so weit wirklich noch nie gedacht habe. Das war mir schlicht nicht bewusst… Pascuali engagiert sich außerdem auch noch sozial vor Ort in den Regionen, in denen die Wolle eingekauft wird. So wird in Peru zum Beispiel der Bau von Gewächshäusern gefördert, da in den Höhenlagen der Anbau von Obst und Gemüse mehr als schwierig ist und gerade Kinder häufig von Mangelernährung bedroht sind.

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Das sind nur einige Punkte, die mich bei unserem Besuch bei Pascuali sehr stark beeindruckt haben. Paul hat sich sehr viel Zeit für uns genommen und es ist ihm einfach anzumerken, wie wichtig ihm das Thema Nachhaltigkeit ist und wie viele Gedanken er sich dazu gemacht hat und wie viel er davon für seine Firma umsetzt. Übrigens noch ein Punkt, von dem ich hoffe, dass sich mehr Wollfirmen davon eine Scheibe abschneiden: Pascuali ist gerade dabei, die Verpackungseinheiten der Wolle von Plastik auf nachhaltiges Papier umzustellen. Das ist zwar ein bisschen teurer, aber angesichts von Klimakrise und Co führt meiner Meinung nach da kein Weg dran vorbei – und es ist schön zu sehen, dass ein Unternehmen da, trotz höherer Kosten, so konsequent ist. Und Pascuali ist mit seinen Garnen so erfolgreich, dass hier auch gezeigt wird, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sich nicht ausschließen müssen. Einiges davon könnt ihr auch auf dem Blog von Pascuali nachlesen: KLICK.

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So, aber wir sind ja hier bei #visityourlys, deswegen möchte ich wenigstens noch kurz etwas zum Showroom sagen. Pascuali hat nämlich sein Headquarter wunderschön mit Blick auf den Wald (inklusive Eichhörnchenbesuch) in Frechen – und der Showroom ist auch für Besucher*innen geöffnet und man kann auch vor Ort shoppen.

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Der Showroom hat mich total angesprochen, denn hier werden zwar alle verfügbaren Qualitäten präsentiert, es liegt aber von jeder Farbe nur ein Knäuel aus. Das macht den recht kleinen Raum sehr übersichtlich, da er nicht vollgestopft ist und man den Raum hat, jede Qualität und Farbe in Ruhe zu betrachten. Und man braucht keine Sorge haben, dass zu wenig zum Kaufen da ist: Zum Headquarter gehört das Wolllager (in das wir Frickler einen Blick werfen durften), so dass man auch mit Pullimengen versorgt werden kann.

Spannend für alle (Hobby)Färberinnen: Pascuali bietet fast alle Qualitäten auch ungefärbt an und arbeitet auch mit einigen deutschen Handfärberinnen zusammen. Da ich ja ganz gerne mal mit Farbtöpfen rumpansche sind die Qualitäten von Pascuali doppelt spannend für mich. Eines meiner Highlights vor Ort war die Nube aus peruanischer Schurwolle. Das Garn hat eine spannende Struktur und ich kann mir vorstellen, dass das beim Färben tolle Effekte gibt!

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Paul hat uns Fricklern übrigens einen exklusiven Blick auf das Garn gewährt, dass er zusammen mit Melanie Berg aka Mairlynd entwickelt hat. Es wird Balayage heißen und wir durften schon mal probegrabbeln und Farben gucken (aber es ist noch so geheim, dass wir keine Fotos machen durften) – ich darf noch nicht viel verraten, nur so viel: Das Garn ist super weich, hat eine schöne Struktur und die Farbpalette hat Melanie super toll ausgetüftelt. Ein paar Farben hat Melanie inzwischen auf ihrem Instagram Account gezeigt: hier und hier.

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Ihr merkt meinem Text wahrscheinlich an, dass mich der Besuch bei Pascuali sehr beeindruckt hat – und vor allem hat er mir einiges Gedankenfutter zum Thema Nachhaltigkeit und Wolle mit auf den Weg gegeben. Wenn ihr mal in Frechen und Umgebung seid, solltet ihr unbedingt mal im Showroom vorbeischauen. Nehmt Zeit mit, nicht nur, um die tollen Garne ausgiebig zu bestaunen, sondern auch, um euch mit Paul und seinem Team über ihre Unternehmensphilosophie zu unterhalten. Es lohnt sich!

Danke Paul, dass Du Dir so viel Zeit für uns genommen hast! Ich komme gerne mal wieder vorbei und sehe jetzt vor allem auch die Pascuali Garne noch einmal mit anderen Augen.

 

Hier findet ihr Pascuali:

Pascuali e.K.

Aachener Str. 691

50226 Frechen-Königsdorf

 

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr

2 Kommentare

  1. Wenn das so weiter geht mit visityourlys brauche ich ein Sabatjahr, um das alles zu besuchen :-) Die Garne von pascuali stricke ich sehr gern, habe schon einiges davon verarbeitet. Die Qualität spricht für sich

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