[Werbung. Die Mützen habe ich als Auftragsarbeit für die Fibre Co. Gestrickt. Ich habe das Garn zur Verfügung gestellt bekommen, die Mützen gestrickt und die Modelle abgegeben. Dafür habe ich mir als Ausgleich Wolle aussuchen können.]
Habe ich schon mal erwähnt, dass ich, was das Stricken angeht, ein etwas, sagen wir, überbordendes Selbstbewusstsein habe? Ich traue mir da eigentlich alles zu (auch wenn ich nicht alle Techniken mag) und bilde mir auch ein, eigentlich alles super gut zu können. Damit reiße ich mich manchmal fast selbst ins Verderben, weil ich manchmal den Mund zu voll nehme. Aber nur fast.
Ich bin schon seit einiger Zeit Modellstrickerin für die Fibre Co., eine kleine britische Garnfirma mit wirklich tollen Garnen. Modellstricken heißt, dass ich für die Firma Strickmodelle anfertige, die sie dann auf Wollfesten, in Wollläden oder auf Messen ausstellen kann – um zu zeigen, was man alles Tolles aus der Wolle machen kann. Ich bekomme also eine Anfrage für ein Modell, sage dann, ob ich das im festgelegten Zeitraum schaffe, bekomme das benötigte Garn geschickt und stricke genau nach Vorgabe. Das ist übrigens der einzige Fall, bei dem ich Maschenproben mache. Denn das fertige Teil muss von den Maßen her 100%ig stimmen. Die fertigen Modelle schicke ich dann an die Fibre Company zurück und sehe sie dann nie wieder (außer zufällig auf Messen oder Wollfesten – in Edinburgh habe ich zum Beispiel zufällig einen Cardigan wiedergetroffen, den ich als Modell gestrickt habe).
Warum ich das mache? Zum einen bin ich eine Prozessstrickerin. Mir geht es vor allem um den Prozess des Strickens und erst an zweiter Stelle um das fertige Produkt (obwohl ich die natürlich auch sehr mag) du zweitens habe ich so viele Stricksachen, dass es manchmal ganz schön ist, einfach nur das Vergnügen des Strickens zu haben ohne mit einem neuen Teil die Kommode noch voller zu machen. Außerdem gibt es noch einen anderen Anreiz: Als Lohn für meine Modellstricks darf ich – nach einer festgelegten Formel – mir Wolle von der Fibre Co. Aussuchen, kann mir also durch stricken mehr Material fürs Stricken verdienen.
Ich nehme die Anfragen nach Modellen von der Fibre Co. Immer gerne an, weil das für mich immer eine schöne Abwechslung ist und mich das exakte Stricken mit Maschenprobe anders fordet als die Sachen, die ich „nur“ für mich stricke. Manchmal erschrecke ich dann aber vor mir selber, so wie bei diesem Auftrag. Es begann eigentlich ganz harmlos mit der Frage, ob ich Zeit und Lust hätte, Mützen zu stricken.
Mützen gehen schnell, dachte ich mir und war dem ganzen schon zugeneigt. Dann schickte mir meine Ansprechpartnerin ein Bild von der Anleitung und ich musste schon schlucken: Mehrfarbig! Das habe ich zwar schon mal gemacht, ist jetzt aber nicht so wirklich meine ganz große Expertise. Aber, wie gesagt, ich halte sehr viel von meinen Strickkünsten und habe deshalb zugesagt. Als ich dann die Anleitung bekam, wurde mir etwas flau im Magen. Die „Bash“ Mütze von Linda Dubec ist nicht nur mehrfarbig (also stranded gestrickt) – oh nein! – die kontrastfarbenen Pfeilspitzen werden nachträglich auf die Mütze aufgestickt. Da musste ich schon schlucken, das hatte ich noch nie gemacht. Eigentlich kein Problem, aber beim Modellstrick muss ich halt Produkte abliefern, die der „Prüfung“ eines Dritten standhalten – da darf das nicht aussehen, als hätte man da zum ersten Mal mit rumgepfuscht.
Aber kneifen gilt nicht und ich habe mich mutig ins Farbgetümmel gestürzt. Der zweifarbige Part ging erstaunlich gut und schnell von der Hand. Meine Mehrfarb-Strickkünste sind doch nicht so eingerostet, wie ich anfangs befürchtet hatte. Ich war relativ paranoid und habe die Spannfäden bei jeder dritten Masche eingewoben, weil ich gehofft habe, so dass Risiko zu minimieren, die Spannfäden zu straff anzuziehen. Ich stricke beim zweifarbigen Stricken übrigens beidhändig, habe also eine Farbe in der rechten und eine in der linken hat, stricke links kontinental und rechts englisch. Das habe ich mir mal zwangsweise angewöhnt, da ich mit zwei Fäden auf einer Hand, egal mit welchem Hilfsmittel, nicht zurechtkomme. Beidhändig geht es für mich weitaus einfacher.
Nachdem der Mützenkörper gestrickt war, habe ich die Mützen erst mal gebadet und vorsichtig in Form gezogen: Das hat Wunder für das Maschenbild bewirkt, es ist wirklich eben und gleichmäßig geworden. Dann ging es ans Sticken, denn die kontrastfarbenen Pfeile werden mithilfe des duplicate stitch (keine Ahnung, wie der auf Deutsch heißt) auf die Mütze geschummelt. Ich hatte ja gewaltig Schiss davor und war erstaunt, wie einfach das ist. Es ist wirklich kein Hexenwerk und eine super Technik, nachträglich noch farbige Kontraste auf das Strickstück zu bringen. Ich überlege, ob ich dazu mal ein Tutorial für euch mache…
Gestrickt habe ich die Mützen aus der Cumbria Fingering von der Fibre Co., das ist ein wirklich tolles Garn aus Merino, Masham und Mohair mit einer tollen Struktur. Es ist ein mini-bisschen hakelig, weshalb es perfekt für das mehrfarbige Stricken geeignet ist. Ich habe aus dem Garn auch schon mal eine Mütze für mich gestrickt: KLICK. Es hat auch noch einen dickeren Verwandten, aus dem ich auch schon eine Mütze gestrickt habe: KLICK.
Ich muss zugeben, dass ich schon ein bisschen stolz war, wie gut mir die Mützen gelungen sind. Und es beweist mal wieder, dass man sich einfach Sachen zutrauen muss. Sei selbstbewusst und mach einfach – Du kannst das!
TL;DR
Modell: Bash Hat von Linda Dubec
Garn: Cumbria Fingering von The Fibre Co.
Verlinkt bei: Auf den Nadeln, Creadienstag, Sewlala, Handmade on Tuesday, Dings vom Dienstag, Lieblingsstücke, Meine Fummeley
[…] Und ich muss direkt vorneweg sagen: Selten war ich von einem Buch * so begeistert wie von diesem! Basis des Buches ist die Technik des nachträglichen Bestickens von Strickstücken mit dem Maschenstich (auf Englisch „duplicate stitch“), der die rechten Maschen „nachmalt“. Stickerei mit dieser Technik sieht aus wie eingestrickt. So kann man fertig gestrickte Sachen nachträglich mit unterschiedlichen Farben und Mustern aufpeppen, ohne beim Stricken mit Techniken wie Fair Isle oder Intarsien hantieren zu müssen. Diese Technik macht es gerade für Stricker*innen mit wenig Fair Isle Erfahrung einfach, viele unterschiedliche Farben auf das Strickteil zu bringen, ohne mit 3, 4 oder mehr Farben pro Reihe stricken zu müssen. Ich selber habe den duplicate stitch letztes Jahr mit sehr coolem Ergebnis auf Mützen verwendet, die ich als Modell für die Fibre Co. Gestrickt habe: KLICK! […]
Liebe Steffi,
die Mützen sind so unfassbar schön geworden!! Bei solchen Teststrick-Ergebnissen hat The Fibre Co. richtig Glück mit dir, denn ich möchte sie sofort anschlagen!
Liebe Grüße
Bine
Liebe Bine,
Oh, danke Dir für das Kompliment. Das freut mich sehr!
Liebe Grüße
Steffi
Ui schöne Mützen! Ich kenne das mit dem Mund zu voll nehmen und sich manchmal etwas zu viel zumuten sehr gut. ^^