[Werbung. Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos vom Verlag zur Verfügung gestellt. Der Beitrag enthält Amazon Affiliate Links.]
Ihr habt vielleicht gemerkt, dass es bei mir in letzter Zeit sehr verstärkt Rezensionen zu lesen gab. Ich habe mir vor einiger Zeit vorgenommen, fleißiger und konsequenter zu sein, was das Verschriftlichen von Rezensionen angeht. Ich selber lese Rezensionen von Büchern aus dem Handarbeitsbereich sehr gerne und hoffe, dass euch das auch interessiert. Gebt mir doch mal Rückmeldung, ob ihr die Rezensionen hier auf meinem Blog gerne seht, oder ob ich mir die Mühe sparen kann ;-)
Heute habe ich mal wider ein Buch aus dem Stiebner Verlag für euch. Den Verlag habe ich ja letztes Jahr entdeckt und bin immer wieder begeistert über das, aus meinen Augen, sehr hochwertige Programm, das Stiebner im Handarbeitsbereich führt.
Spätestens seitdem ich die Schiffchenschieberin kenne, habe ich ein wenig ein Auge aufs Weben geworfen. Das war vorher nicht so auf meinem Radar, aber wenn ich so sehe, was man da alles so Tolles mit machen kann, bin ich sehr interessiert.
Da hat es gut gepasst, dass vor einigen Wochen das Anfänger-Webbuch von Fiona Daly „Weben mit kleinem Rahmen“ [Amazon Affiliate Link] auf Deutsch erschienen ist. Das Buch wendet sich explizit an Webanfänger und zeigt Möglichkeiten und Projekte, die man mit den „einfachsten“ und „günstigsten“ Webrahmen) die wir hierzulande meist als Schulwebrahmen kennen) angehen kann. Dieser Ansatz hat mir direkt gut gefallen, denn so richtig große Webstühle sind echt teuer – und bevor man so eine Investition tätigt, sollte man sicher sein, dass das Hobby auch etwas für einen ist. Die Autorin bietet hier einen schönen Einstieg in die Webwelt, ohne dass man direkt ein Vermögen investieren muss.
Der Theorie-Teil
Das Buch ist kein reines Projektbuch. Sondern vor allem ein Einsteigerbuch, dass die Theorie und verschiedene Webarten erklärt. Besonders gefällt mir, dass die Autorin sich selbst und die Geschichte ihrer Web-Leidenschaft am Anfang sehr sympathisch vorstellt. Aus ihrer Einführung spricht so viel Liebe und Begeisterung für diese wirklich alte Kulturtechnik, die direkt auf mich übergesprungen ist und Lust auf mehr gemacht hat. Es ist vielleicht eine Kleinigkeit, aber ich mag es, die Autorin oder den Autor hinter einem Buch kennenzulernen.
Der Autorinnen-Vorstellung folgt ein kleiner Teil über die Geschichte des Webens, über den ich mich als Geschichts-Nerd sehr gefreut habe (und obwohl es mir irgendwo im Hinterkopf klar war, war es faszinierend schwarz auf weiß zu Lesen, dass sich das Weben auf allen Kontinenten unabhängig voneinander entwickelt hat – wie geil ist das bitte?). Nach der Geschichte geht es dann mit der Praxis los.
Zunächst wird das Handwerkszeug, das man zum Weben braucht, vorgestellt, beginnend mit dem Rahmen und dem Zubehör wie Schiffchen. Hier hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin Varianten für jeden Geldbeutel aufzeigt, die man in vielen Fällen sogar einfach selber machen kann. So stellt sie den „klassischen“ Schulwebrahmen vor, zeigt aber auch, wie man sich aus einem alten Bilderrahmen oder sogar einem Stück Pappe ganz einfach selber einen Webrahmen bauen kann. Auch bei dem Zubehör liest man, wie ich finde, sehr deutlich raus, was man als Anfänger wirklich braucht und was „nur“ ein Gadget ist, das einem zwar das Weben erleichert, aber nicht zwingend notwendig ist. Dieser Ansatz gefällt mir sehr gut, bei der Autorin steht ganz klar im Fokus, den Leser*innen das Weben näher zu bringen, erst einmal die Liebe zum Handwerk zu entfachen und das durch einfache und günstige Mittel möglichst jedem zu ermöglichen. So etwas findet man in Handarbeitsbüchern selten, was eigentlich sehr schade ist, denn das ist ein sehr inklusiver Ansatz!
Nach dem Handwerkszeug widmet sich die Autorin noch dem Material und stellt verschiedene Garnarten und ihre Eigenschaften vor, vor allem im Hinblick darauf, wie sie sich in gewebten Stücken verhalten und für was sie sich eignen. Hier haben mir auch die Fotos von Web-Proben aus den vorgestellten Materialien sehr gut gefallen.
Überhaupt sind die Fotos in dem Buch wirklich sehr gut gelungen und zeigen immer genau das, worauf es ankommt. Es gibt auch viele schöne Übersichtsbilder, zum Beispiel von einem Webrahmen mit einem Projekt darauf, an dem die wichtigsten Begriffe und Teile wie Kette, Schuss, Trennstab und Co erklärt werden.
Nach der Einführung von Handwerkszeug und Material folgt der Teil, in dem das Weben selbst erklärt wird. Begonnen wird mit einer sehr gut bebilderten Anleitung, wie man den Schulwebrahmen richtig mit den Kettfäden bespannt. Die Erklärungen sind in Verbindung mit den Schritt-für-Schritt Fotos sehr nachvollziehbar und logisch, ich hätte keine Probleme damit, nach der Anleitung des Buches einen eigenen Webrahmen mit Kettfäden zu versehen.
In weiteren Unterkapiteln wird erläutert, wie man das Schiffchen mit Garn füllt, Ansatzgarn in den Webrahmen fädelt und loslegt. Ich war erstaunt, wie viele Webtechniken auch auf so kleinen Webrahmen einfach möglich sind. Neben der klassischen Leinwandbindung wird auch gezeigt, wie man Farbflächen für Bildweberei gestaltet, Fischgrat- oder Ripsbindungen webt und welche Techniken es in der Teppichweberei gibt (letzteres hat mir sehr gut gefallen, ich weiß jetzt, wie man hochflorige Teppiche mit Schlingen weben kann). Alle Techniken werden sehr gut erklärt und so bebildert, dass sie sehr gut nachvollziehbar sind. Ich musste an manchen Stellen zweimal hinschauen und lesen, da ich ein furchtbar schlechtes räumliches Vorstellungsvermögen habe. Hier hätten mir zusätzlich zu den Fotos Schemazeichnungen geholfen, die genau zeigen, wie das Schiffchen wann unter oder über welche Fäden geführt werden muss. Aber das liegt an mir, nicht an den Erläuterungen der Autorin – hätte ich einen Webrahmen vor mir wäre es „am lebenden Objekt“ nachvollziehbar gewesen.
Neben den Webtechniken wird auch ausführlich erklärt, wie man ein fertiges Webprojekt „abgettet“ – denn irgendwie muss das Projekt ja vom Rahmen runter. Auch hier werden verschiedene Möglichkeiten vorgestellt, die unterschiedlich aufwändig sind (von „einfach mit der Nähmaschine drüber“ bis „feinsäuberlich jeden einzelnen Faden verknoten“ ist da für jedes Geduldslevel etwas dabei).
Die Projekte
Nach dem ausführlichen Technik- und Erklärteil werden noch 5 Projekte gezeigt, die man mit den im Buch vorgestellten Techniken nacharbeiten kann. Hier hat es mich sehr gefreut, dass es nicht nur Wandbehänge gibt. Der Platz auf Schulwebrahmen ist sehr begrenzt und man kann keine meterlangen Stoffbahnen weben. Oft sieht man daher diese typischen Wandbehänge, die ich zwar schön finde, aber die einfach nicht zu mir passen. Ich würde mir sowas glaube ich nie an die Wand hängen. Daher war ich sehr erfreut, dass die Autorin auch noch andere Projekte gefunden hat, die sich mit einer kleinen Menge an selbst gewebten Stoff realisieren lassen:
Kosmetiktäschchen
Platzdeckchen
Kissenbezug
Tasche mit Schlingen
Die Projekte gefallen mir wirklich gut, ich könnte mir besonders die Platzdeckchen und das Kosmetiktäschchen für mich vorstellen. Ich fand auch die Anleitung sehr gut nachvollziehbar, auch hier gibt es wieder sehr gute Schritt für Schritt Fotos zu den wichtigsten Arbeitsschritten.
Das Buch enthält nicht sehr viele konkrete Projekte, da es ja vor allem ein Theoriebuch ist, dass Anfängerinnen die Grundlagen des Webens näherbringen soll. Die vorgestellten Projekte zeigen aber einen guten Einblick in die Möglichkeiten, was man aus dem gewebten Stoff vom Schulwebrahmen alles machen kann.
Fazit
Für mich als wirklich absolut unbeschriebenes Blatt, was das Weben angeht, war das Buch ein super Einstieg. Es ist sehr verständlich – man merkt, dass die Autorin sehr viele Webkurse gibt – und nachvollziehbar und auch didaktisch sehr gut aufgebaut. Man merkt dem Buch wirklich auf jeder einzelnen Seite an, dass die Autorin für das Weben brennt – und diese Leidenschaft springt über (zumindest tat sie das auf mich).
Sollte ich mir wirklich einen Schulwebrahmen zulegen (ich überlege noch), ist dieses Buch eine super Grundlage um mir die wichtigsten Techniken des Webens anzueignen und in die Web-Welt einzusteigen.
Wenn ihr euch für das Weben interessiert und mal schauen wollt, ob das was für euch ist, kann ich euch dieses Buch wirklich sehr ans Herz legen. So ein gutes Einsteigerbuch für eine Handwerkstechnik gibt es, meiner Meinung nach, nur selten. Es hat mir auf alle Fälle sehr viel Lust aufs Weben gemacht, obwohl ich eigentlich nicht noch ein Hobby anfangen wollte. Das Buch findet ihr zum Beispiel hier [Amazon Affiliate Link]: KLICK
Kurzinfo
Titel: Weben mit kleinem Rahmen. Techniken, Muster und Projekte für Anfänger [Amazon Affiliate Link]
Autorin: Fiona Daly
Verlag: Stiebner Verlag
Preis: 24,90€ (Deutschland)