[Kostenloses Rezensionsexemplar. Der Beitrag enthält Affiliate Links.]
Patchworken und Quilten sind für mich ja irgendwie immer noch die Inbegriffe der Nähkunst. Wenn ich irgendwann einmal eine doppelbettgroße Decke mit kunstvoll gequilteter Oberfläche zustande bringe werde ich sagen: Ja, ich kann ganz gut nähen! Bisher ist das Quilten und Patchworken aber immer nur ein Wunsch geblieben, denn ich habe einen riesigen Respekt vor diesen Techniken. Patchwork, das heißt für mich immer hyperultra exakt arbeiten, keinen Milimeter verhauen, sonst passt es nicht. Deswegen habe ich mich bisher noch an kein Patchworkprojekt gewagt (weil mir auch bei dem Gedanken, eine 2 Meter breite Decke durch meine Nähmaschine zu würgen ein wenig anders wird…).
Jetzt ist mir aber ein Buch ins Haus geflattert, dass mir den entscheidenden Fußtritt in Richtung Patchwork-Welt geben könnte. Constanze Derham, bestimmt vielen Näherinnen und Nähern bekannt durch ihren Blog Nahtzugabe, hat im BuchVerlag für die Frau ihr Buch „Zauberhafte Quilt- und Patchworkideen“ [Amazon Affiliate Link] veröffentlicht. Das ist schon Constanzes vierte Veröffentlichung. Ich selber besitze von ihr schon das Buch „Stoff und Faden: Materiallexikon“ [Amazon Affiliate Link], eine kleine übersichtliche und wirklich interessante Stoffkunde, in der die verschiedenen Materialien und ihre Eigenschaften beschrieben werden.

Nun widmet sich Constanze also der Kunst des Patchwork und Quiltens. Ihr Buch richtet sich dabei, zu meiner großen Freude, auch an Anfänger, die sich erst noch in die Welt dieser Handarbeitskunst vorwagen wollen. Bevor es an die verschiedenen Projekte geht gibt es daher am Anfang des Buches einen Technikteil, in dem das wichtigste Know How vermittelt wird. Hier werden nicht nur Stoffarten vorgestellt, die sich besonders für das Patchwork eignen, sondern auch verschiedene Materialien für die Quiltrückseite und auch die „Füllung“ vorgestellt. Auch auf geeignete Nähgarne geht Constanze kurz ein.
Technikteil
Bei solchen Technikteilen scheiden sich ja manchmal die Geister. Ich bin bei Handarbeiten ja eher der Typ „In der Kürze liegt die Würze“, ich mag meine Infos kurz und auf das wesentliche zusammengefasst. So ist es auch in Constanzes Buch. Wer hier gerne ausführlichere Infos mit langen Pro und Contra Diskussionen für und wider ein bestimmtes Material liest, wird hier sicherlich enttäuscht sein. Für mich reichen die Infos im Buch sehr gut aus, um mir einen guten Überblick zu verschaffen und eine Vorstellung davon zu bekommen, welche Materialien für welche Zwecke geeignet sind.
Nach dem Material werden einige nützliche Werkzeuge vorgestellt, die einem die Arbeit erleichtern können. Ich war sehr erleichtert, zu lesen, dass man für den Anfang kein ganzen Bataillon an Speziallinealen braucht (ich sehe nur immer diese großen Sets auf Stoffmärkten), sondern mein simples 15x60cm Lineal vollkommen ausreicht, um die kleinen Stoffschnipsel für die Patchworkprojekte zuzuschneiden.

Selbstverständlich enthält das Buch auch einen Teil zu den Näh- und Quilttechniken an sich. Als blutiger Anfänger in diesem Bereich habe ich hier natürlich genauer hingeschaut, ob ich auch alles verstehe. Die grundlegenden Techniken Nähen, Bügeln und Quilten sind im Text gut erklärt. Ich hätte mich hier aber über eine ausführlichere Bebilderung gefreut. Ich bin leider bekannt für mein absolut grottiges räumliches Vorstellungsvermögen und besonders im Abschnitt über das Bügeln musste ich eine Weile überlegen, was das Beschriebene praktisch heißt. Die Nahtzugaben sollen nämlich so gebügelt werden, dass sie an Verbindungsnähten in verschiedene Richtungen zeigen. Was das für zwei aneinanderzunähende Teile bedeutet bekomme ich im Kopf noch hin, wie das an Stellen aussieht, an denen zum Beispiel vier Quadrate aufeinander treffen muss ich, wenn ich das ganze in die Tat umsetze, wohl erst auspuzzlen. Das im Buch vorhandene Foto hierzu ist leider nicht so aussagekräftig, ich hätte ich mir mehr Bilder gewünscht. Das ist aber jammern auf hohem Niveau und ich bin durch mein räumliches Vorstellungsvermögen auf Toastbrotniveau auch ein Sonderfall.
Sehr gut gefallen hat mir, dass die Projekte im Buch – bis auf einige Ausnahmen, bei denen speziell das Quilten von Hand eingesetzt wird – für das Quilten mit der Nähmaschine ausgelegt sind. Das heißt, die Ziernähte sind relativ einfach und sparsamer gehalten, als das bei den super kunstvollen Quilts der Fall ist. Dadurch sind die Projekte zudem auch wirklich Anfängertauglich.
Die Anleitungen
Insgesamt 14 Projekte werden in dem Buch vorgestellt und mir hat ausgesprochen gut gefallen, dass Constanze hier einfache, aber typische Projekte aus verschiedenen Quilttraditionen und Epochen ausgesucht hat. Als kleiner Geschichts-Nerd habe ich daran besonderen Gefallen gefunden, zumal Constanze zu jedem Projekt kurz erklärt, aus welcher Tradition es stammt und was das Typische daran ist. Mir war bis zum Lesen des Buches zum Beispiel vollkommen unbekannt, dass es auch in Japan eine sehr lange Patchworktradition gibt (und das traditionelle buddhistische Mönche bis heute gepatchworkte Gewänder tragen) – quilten und patchworken habe ich in meinem Kopf immer in die Amish und frühe amerikanische Siedler-Ecke sortiert.
Das japanische Patchworkprojekt, ein Tischläufer aus indigofarbenenen Stoffen mit verschiedenen Strukturen und mit Handquilting-Elementen, der sich am traditionellen japanischen Patchwork orientiert, hat mir in dem Buch auch besonders gut gefallen. Den muss ich unbedingt nacharbeiten. Auch die Quiltingtradition Koreas war mir völlig unbekannt.

Neben japanischen Patchwork zeigt Constanze auch noch die Technik des englischen paper piecing, patchworken mit geschwungenen, runden Teilen (ein Trend der 1920er Jahre), einen traditionellen amerikanischen Erinnerungsquilt (als Babydecke), traditionelle amerikanische Blockmuster und natürlich auch ein traditionelles, einfaches aber wirkungsvolles, Muster der Amish. Die Bandbreite der Projekte reicht von kleinen Tischsets über Kissenbezüge zu Tischläufern und Babyquilts, wobei bei vielen Projekten erklärt wird, wie man das Design zu einer „richtigen“ Decke vergrößern kann,
Die Nähanleitungen an sich sind recht knapp gehalten, da die grundlegenden Techniken ja am Anfang des Buches im Technikteil erklärt werden. Für jede Anleitung gibt es für die wichtigsten Arbeitsschritte außerdem Fotos, so dass das Nacharbeiten kein großes Problem darstellen sollte. Bei einigen Arbeitsschritten hätte ich mir deutlichere Fotos gewünscht, denn die Bilder sind doch recht klein und manches Detail erschließt sich erst bei genauerem hinschauen. Hier hätten vielleicht kleine Kreise um die entscheidenden Bildausschnitte geholfen – und in manchen Fällen auch einfach Stoffe mit größerem Farbkontrast als die abgebildeten. Ich muss an dieser Stelle aber auch sagen, dass ich bei so etwas sehr niggelig bin und von meinem räumlichen Vorstellungvermögen habe ich ja schon erzählt.
Fazit
Mit hat Constanzes Buch wirklich gut gefallen. Besonders macht das Buch in meinen Augen, dass es Projekte aus verschiedenen, teils weniger bekannten, Patchworktraditionen aufnimmt und modern umsetzt (in Korea wurde traditionell mit Seide gepatchworkt – das wäre ein wirklich teurer und edler Quilt…), ohne die traditionellen Elemente aus dem Auge zu verlieren. Natürlich ist das Buch keine historische Abhandlung, dafür ist es mit seinen 88 Seiten zu knapp bemessen, aber nach der Lektüre und dem Stöbern in den Projekten habe ich das Gefühl, einen guten Überblick bekommen zu haben. Ich habe definitiv ganz viel Lust auf Patchworken und Quilten bekommen und werde mich mal an einem Kissenbezug versuchen!
Das Buch gibt es für 14,95€ und ist erschienen im BuchVerlag für die Frau.
Wer noch nicht genug hat kann Constanze auch noch im Interview mit mir und Frau Jetztkochtsieauchnoch in unserem Frickelcast hören: klick. Frau Jetztkochtsieauchnoch hat das Buch auch rezensiert, was sie davon hält, könnt ihr hier lesen.
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[…] ist dass sich die Autorin Susanne Schnatmeyer mit Constanze Derham (deren Buch zum Patchworken ich HIER rezensiert habe und die auch schon Gast im Frickeltalk war: KLICK) zusammen getan haben, um einen […]