Yarncamp 2017 – So war es

Diejenigen von euch, die mir auf Instagram oder Facebook folgen, werden es sicher mitbekommen habe: Vergangenes Wochenende habe ich mich mit Frau Jetztkochtsieauchnoch auf dem Yarncamp in Frankfurt am Main herumgetrieben. Es war das fünfte Yarncamp, dass das wundervolle Orgateam bestehend aus Maleknitting, Queen of Whatever, The Cooking Knitter und Warenwirauchso auf die Beine gestellt wurde und damit ein kleines Jubiläum.

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Das Yarncamp ist ein klassisches Barcamp, bei dem sich (fast) alles um Wolle, Fasern und die damit verbundenen Handwerke dreht. Barcamps sind ein Veranstaltungsformat, das sich in den 2000ern entwickelt hat. Sie werden im Deutschen manchmal auch als Un-Konferenzen bezeichnet, denn sie laufen der Logik einer klassischen Konferenz entgegen. Barcamps haben nämlich kein feststehendes Programm sondern meist (aber auch nicht immer) nur ein Oberthema. Im Falle des Yarncamps wäre das im weitestend Sinne „Wolle“.

Das Programm eines Barcamps wird durch die Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltung selbst gestaltet. Das heißt, dass jeder, der möchte, einen kleinen Workshop, Vortrag, Demonstration oder was auch immer anbieten kann. Diese Einheiten werden „Sessions“ genannt und dauern jeweils 45 Minuten. Da wird bei Barcamps auch meist sehr streng drauf geachtet.

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Praktisch sieht das so aus. Zu Beginn des Barcamps stellen sich alle Teilnehmer mit ihrem Namen, ihrem Online-Alias und drei hashtags vor, die ihre aktuelle Stimmung oder ihre Interessen beschreiben. Dann sind alle, die wollen, aufgerufen, ihre Ideen für Sessions vorzustellen, damit der Sessionplan erstellt werden kann. Die Anzahl der Sessions ergibt sich aus der vorhandenen Zeitslots (es wird immer eine Stunde als Slot gerechnet, da sind dann 15 Minuten Pause für quatschen, essen und andere Bedürfnisse eingerechnet) und der Zahl der vorhandenen Räume.

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Auf dem Yarncamp hatten am Sonntag wir fünf Zeitslots und vier Räume – insgesamt also zwanzig Sessions, die angeboten werden konnten. Wer eine Idee für eine Session hat, stellt diese vor dem Plenum vor. Dann wird per Handzeichen das Interesse der Teilnehmer abgefragt und die Session in den Sessionplan eingefügt. So hat man am Ende einen fertigen „Stundenplan“ und jeder kann auswählen, an welchen Sessions er teilnimmt.

Barcamps leben von ihren Teilnehmern, da diese ihr Barcamp selber gestalten. Ich war schon auf ein paar Barcamps dabei und habe immer sehr interessante und manchmal auch abgefahrene Sessions miterlebt. Das Yarncamp war da keine Ausnahme.

Leider hatten Frau jetztkochtsieauchnoch und ich beim Ticketkauf etwas Pech und haben beide nur ein Tagesticket für den Sonntag ergattern können – denn die Tickes für das Yarncamp waren so heiß begehrt, dass sie bei jeder Ticketwelle wirklich in wenigen Minuten ausverkauft waren. Es war ein bisschen schade, dass wir nur einen Tag dabei waren und dadurch viele interessante Sessions uns Teilnehmer und überhaupt Gelegenheiten zum Quatschen verpasst haben. Nächstes Mal werden wir alles geben, um ein Wochenendticket zu erwischen.

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Der Sessionplan für Sonntag war wirklich sehr vielfältig zusammengewürfelt. Es gab viele Strick- und Wollbezogene Angebote, aber auch abgefahrene Sessions wie „Face your Hefeteig“ oder „Vegan in cool“. Da immer vier Sessions parallel laufen, hat man für jeden Zeitslot die Qual der Wahl.

Frau Jetztkochtsieauchnoch und ich haben als erstes die Session von Franz-Josef und Claudio aka himawari besucht, bei der es um das Erstellen von Charts, also Strickschriften ging. Franz-Josef hat uns gezeigt, wie man das, wenn man nur Gelegentlich mal ein Muster erstellt, in Excel machen kann, während uns Claudia, die selber eine recht bekannte Strickmusterdesignerin ist, uns eine professionelle Software vorgestellt hat. Stitchmastery heißt das Programm, das sie selber nutzt und es ist mit 60 Pfund noch recht erschwinglich, finde ich. Da werde ich mir auf alle Fälle mal die kostenlose Demoversion zum Ausprobieren herunterladen.

Als nächstes haben wir uns eine Session zum Thema stricken mit Farben von David Wasser angeschaut. David ist eine sehr schillernde Person. Er ist im Steampunk unterwegs und strickt nebenbei auch noch Stricksachen aus tausenden von Farben. Angefangen hat es, als er vor ein paar Jahrzehnten die Werke von Kaffe Fasset entdeckt hat. Davids Strickstücke sind fast schon Kunst: Bunt, geometrisch, laut.Mir wurde angesichts der vielen zu vernähenden Fäden ein wenig schlecht, aber David hat uns verraten, dass er sie oft gar nicht vernäht und sogar – Oma hör weg! – Fadenenden verknotet anstatt sie zu vernähen. Seine Session hat mir Lust gemacht, mich mal näher mit Fair Isle und anderen mehrfarbigen Stricktechniken auseinanderzusetzen.

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Den nächsten Zeitslot haben Frau Jetztkochtsieauchnoch und ich genutzt, um uns an dem ultra leckeren Buffet zu bedienen – es gab leckere Graupensuppe, Wildschweinragout und lecker gewürzte Linsen mit Tofu oder Würstchen. So konnten wir auch ein wenig mit anderen Yarncamp-Teilnehmern ins Gespräch kommen. Außerdem haben wir in dieser Zeit die Prym Lounge besucht, in der man die neuen Prym Ergonomics Stricknadeln ausprobieren konnte und gleichzeitig Patches für den guten Zweck stricken. Die Nadeln sind aus Kunststoff, sehr leicht und biegsam und haben einen kleinen Knubbel an der Spitze. Der Knubbel heißt offiziell tropfenförmige Spitze und soll das Abstricken der Maschen erleichtern. Ich fand das Stricken mit den Ergonomics recht ungewohnt und habe mit den Nadeln irgendwie viel fester Gestrickt als sonst. Der kraus rechte Patch strickte sich aber erstaunlich gut, ich bin mir nur nicht sicher, wie gut sich die tropfenförmige Spitze bei Lacetechniken wie dem rechts verschränkten Zusammenstricken von drei Maschen machen würde. Ich glaube, da kämen die Nadeln an ihre Grenzen.

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Nachdem wir uns gestärkt und unseren Beitrag für den guten Zweck geleistet hatten, haben wir uns wieder in die Sessions gestürzt. Ich habe mir bei David Wasser einen Grundlagenvortrag über Steampunk angehört. Danach stand für mich fest: Ich werde auf alle Fälle auch ein Steampunk! Was für eine abgefahrende, bunte Szene! Mir war gar nicht bewusst, wieviele Subkulturen es im Steampunk gibt: Es gibt Horror-Steampunk mit Zombies und Vampiren, Fantasy Steampunk mit Elfen, die metallische Flügel haben, Star Trek Steampunk (stellt euch eine Star Trek Uniform im viktorianischen Stil vor – der Hammer!), Doctor Who Steampunk…. Steampunk stellt  eine Zukunft dar, die es nie gab. Quasi viktorianisches Zeitalter mit futuristischer Technik, wie man sie sich damals hätte vorstellen können. Man denke nur an Jules Verne – der Oktopus (oder ist es ein Krake? Ich kann die Dinger nie auseinander halten) ist daher auch ein Symbol im Steampunk.

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Als letzte Session haben wir uns dann noch die ravellenic games von Katho erklären lassen. Sie ist nämlich Captain vom deutschen olympischen Team auf ravelry und hat uns einiges zur Geschichte und den Regeln erklärt. Im Februar 2018 ist es ja wieder so weit, die Winterspiele finden statt und ich überlege, mit ein paar Strickprojekten um Medaillen mitzukämpfen.

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Sharing is Caring.

Um 16 Uhr haben wir uns dann alle zur großen Abschiedssession getroffen – eine große Feedbackrunde, bei der es zu Recht viel Lob für das Orga-Team gab. Die vier arbeiten – unterstützt von ein paar anderen Helfern – jedes Jahr daran, ein großartiges Yarncamp auf die Beine zu stellen. Neben ihrem eigentlichen Beruf und Verpflichtungen. Ich war von der Veranstaltung wirklich beeindruckt und hoffe sehr, dass das Yarncamp auch im nächsten Jahr wieder stattfinden kann. Dazu sind die Organisatoren auf Sponsoren angewiesen, denn ohne diese wären die Karten für uns Teilnehmer unerschwinglich und kein Barcamp möglich. Und weil die Sponsoren so wichtig sind, werde ich euch in einem kommenden Beitrag den Inhalt unserer reichhaltig gefüllten Goodiebag näher vorstellen. Denn #sharingiscaring – die Sponsoren haben dazu beigetragen, dass das Yarncamp stattfinden kann, deswegen verdienen sie es auch, genannt zu werden!

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Vielen Dank an alle, die das Yarncamp auf die Beine gestellt haben. Ich hatte eine fantastische Zeit und freue mich schon aufs nächste Jahr! Frau Jetztkochtsieauchnoch danke ich für das Obdach und die Fahrt mit Ohnezahn.

2 Kommentare

  1. Vielen lieben Dank für diesen schönen Beitrag! Wir haben das Camp sehr gerne vorbereitet. Den Rest macht ja Ihr 😉
    Lutz aka Maleknitting (oder gehört das anders herum?b*ggg*)

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