Jeden Sonntag kommen bei mir Blogger*innen zu Wort, die mir etwas über ihre Arbeit an ihrem Blog erzählen. Mir geht es in dieser Serie darum, aufzuzeigen, was eigentlich so alles hinter dem Bloggen steht. Warum ich diese Serie ins Leben gerufen habe, könnt ihr hier nachlesen.
Meine heutige Interviewpartnerin ist Anna, die auf ihrem Blog Liebl-Ing mittlerweile vor allem Selbstgenähtes zeigt. Aber auch die ein oder andere Bastelidee findet man dort – reinschauen lohnt sich. Anna hatte mir im Vorfeld zu dem Interview erzählt, dass sie sich vorgenommen hat, ihren Blog noch ein bisschen mehr zu erreichen. Das fand ich besonders unter dem Fokus dieser Interviewserie sehr spannend- ihr hoffentlich auch.
Wie lange bloggst Du schon?
Das ist eine gute Frage, meinen ersten Blogeintrag habe ich im März 2012 geschrieben. Dann habe ich jährlich ein bis drei Einträge geschrieben, und dann war der Blog wieder etwas im alltäglichen Trubel untergegangen. Seit Oktober 2016 blogge ich regelmäßiger und seitdem auch in erster Linie über Selbstgenähtes für mich.
Warum hast Du mit dem Bloggen angefangen?
Angefangen habe ich ursprünglich, um meine Dienstleistungen als selbstständige Grafikerin zu präsentieren, alles ganz klein. Dann gab es erste Versuche die Seite aktiver zu halten, indem ich meine Bastelprojekte dort vorstellte. Als ich dann die Selbstständigkeit beendet habe, wurde daraus ein kleiner privater Blog. Ich hatte schon immer Spaß an kreativen Prozessen und habe somit oft gebastelt. Es hat mir Spaß gemacht, einigen Leuten über den Blog meine Sachen zu zeigen.
Seit ich für mich nähe, habe ich das Thema Mode und somit zwangsweise auch die Themen Plus Size und positive Selbstwahrnehmung entdeckt. Somit blogge ich aus verschiedenen Gründen. Ich zeige immer noch gerne was ich in meiner Freizeit mache und ich nutze den Blog, meine Facebook-Seite und einen Instagram-Account um meine Probenähergebnisse zu zeigen. Damit will ich andererseits auch andere Frauen jenseits der normalen Konfektionsgrößen ermutigen, sich für Mode und schöne Kleidung zu interessieren. Und wenn man sie sich eben selbst nähen muss, oder darf.
Du hast mir erzählt, dass Du mit Deinem Blog die Ambition verfolgst, mehr zu erreichen. Was heißt das genau? Welches Ziel möchtest Du mit Deinem Blog mittlerweile erreichen?
Das heißt für mich in erster Linie mehr Menschen zu erreichen, die sich für meine Themen interessieren und auf der Suche nach Inspiration und Ideen sind. Ich möchte dafür eine weitere Anlaufstelle bieten. Ich möchte den aktuellen Trend zu einem unverkrampfteren Umgang mit großen Größen unterstützen. Da steckt für mich auch die Aussage dahinter, dass jeder Mensch wertvoll ist, ganz egal, wie groß, klein, dick oder dünn derjenige ist. Und, dass es auch tolle Mode im Plus Size Bereich gibt. Ich versuche im Moment den Blog mehr zu beleben und ich erarbeite ein Konzept, wie ich meine Kanäle lebendig und interessant halten kann.
Du hast unter Deinem Label schon bei Probenähen mitgemacht. Siehst Du in der Teilnahme einen Vorteil für Deinen Blog oder was macht für Dich den Mehrwert beim Probenähen aus?
Es gibt verschiedene Aspekte, weshalb ich gerne an Probenähen teilnehme. Zum einen bin ich damit stark am aktuellen Modeverständnis dran und bekomme ein Gefühl dafür, was aktuell so an modischen Trends in der Luft liegt. Ich kann die Schnitte mittesten und sehen, ob sie auch jenseits der Größe 44 noch gut aussehen, oder eben nicht. Um dann im nächsten Schritt mit zu helfen, sie dahingehend zu optimieren. Ein weiterer, ja fast der wichtigste Punkt ist der tolle Austausch innerhalb der Probenäh-Gruppen. Ich bin immer wieder fasziniert, was für kreative und einzigartige Frauen (und auch Männer) es gibt. Es ist sehr inspirierend live zu sehen, wie dort die tollsten Sachen entstehen. Es gibt einige die bei sehr vielen Probenähen dabei sind, und die man dann auch immer wieder in den Gruppen trifft. Der Austausch ist toll und teilweise schon richtig freundschaftlich. Nähen ist ein wunderbares Hobby und es macht einfach sehr viel Spaß, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und Lösungen für Probleme zu finden, oder sich einfach nur gemeinsam an den tollen Ergebnissen zu freuen. Und zuletzt, und das ist eine persönliche Schwachstelle von mir, ich arbeite am besten unter Zeitdruck. Und den gibt es durch die Veröffentlichungstermine ja zwangsweise.
Wieviel Zeit und welche Arbeitsschritte stecken in einem Deiner Blogposts zu einem Probenähen?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich das noch nie so genau betrachtet habe. Es stecken einige Arbeitsschritte darin, das fängt beim Entdecken eines Probenähaufrufs an, der Schnitt muss mir dann auch noch zusagen. Dann bewerbe ich mich mit einem kurzen Text und einem passenden Foto dafür. Wenn es dann geklappt hat, dann suche ich meist recht kurzfristig Stoffe, die zu dem Projekt passen. Manchmal habe ich Stoff Zuhause, oft muss ich noch auf die Suche nach passenden Stoffen in der entsprechenden Menge gehen. Dann geht es ans Drucken, Kleben, Schneiden und Nähen. Dafür brauche ich dann meistens mehrere Durchgänge bis alles passt und sitzt und der Schnitt ausgereift und bereit für den Markt ist.
Dann werden Fotos gemacht. Jede Menge. Die werden gesichtet und am PC bearbeitet. Als nächstes geht es an die Texte, ich setzte bei den verschiedenen Plattformen auch unterschiedliche Schwerpunkte. Auf Instagram ist der Text kurz und es gibt nur die nötigsten Infos. Auf meiner Facebook Seite zeige ich immer wieder einzelne Fotos mit etwas mehr Text und auf meinem Blog schreibe ich dann einen ausführlichen Bericht zum Schnitt und der Zeit beim Probenähen. Dann wird alles noch in verschiedenen Näh-Gruppen geteilt. Das alles passiert meist in einem Zeitraum von 4-8 Wochen an vielen Abenden, Sonntagen und wann ich mir etwas Zeit stehlen kann. Ich schätze mal so grob 3-4 Arbeitstage wären das alles zusammen gerechnet.
Was für Kooperationen könntest Du Dir für Deinen Blog noch vorstellen? Gibt es einen Punkt, an dem Du eine Kooperation verweigern würdest?
Ich habe bei unserem ersten Kontakt ja schon erwähnt, dass mein Blog sehr klein und die Reichweite ziemlich gering ist. Deshalb habe ich mir wohl bisher diesbezüglich noch kaum Gedanken gemacht. Das Nähen und Bloggen ist ein Hobby von mir. Ich werde zwar immer wieder mal gefragt, ob man bei mir auch Kleidung in Auftrag geben kann, aber bisher kommt das für mich nicht in Frage. Ich mag das Geben und Nehmen bei Probenähen und Designnähen. Da ich nur bei denen mitmache, wo ich den Schnitt wohl sowieso gekauft und genäht hätte, habe ich auf diese Weise das Geld für den Schnitt gespart und obendrein einen tollen Austausch über das Projekt bekommen. Wo ich bei anderen Dingen die Grenze ziehen würde kann ich so konkret nicht beantworten. Das Gleichgewicht muss für mich in der Situation stimmen.
Kannst Du ungefähr beziffern, wieviel Zeit Du pro Woche in Deinen Blog steckst?
Ich bin täglich auf Facebook unterwegs und teile Gewinnspiele, Probenähaufrufe oder tolle Beiträge von anderen Bloggern auf meiner Facebook Seite, das sind sicher 30 Minuten bis 1 Stunde am Tag. Ein langer Blogeintrag dauert schon auch mal 1-4 Stunden, je nachdem wie es so läuft. Die Auswahl und Bearbeitung der Bilder nimmt dabei einen beträchtlichen Teil der Zeit ein. Ich lese und beantworte nette Kommentare und muss die Seite von Spam freihalten. Hin und wieder beantworte ich auch Fragen von Besuchern meines Blogs oder meiner Facebookseite. Das alles passiert immer wieder so nebenbei und ist schwer zeitliche einzuschätzen.
Wann fühlst Du Dich als Bloggerin wertgeschätzt?
Ich fühle mich dann wertgeschätzt, wenn ich positive Rückmeldungen auf meine gezeigten Dinge bekomme. Das können auch Verbesserungsvorschläge sein. Am meisten freue ich mich natürlich, wenn mir jemand einen netten Kommentar da lässt und ich denjenigen am Ende bestärkt habe, diesen Schnitt oder den Stoff auch zu vernähen und etwas tolles für sich zu erschaffen. Ich freue mich aber zum Beispiel auch sehr, wenn Schnitthersteller Fotos von mir verwenden und in der Schnittmusteranleitung oder in gedruckten Schnitten einsetzen. Ich bin sogar in einer Nähzeitung abgelichtet. Das macht mich durchaus stolz.
Wieviel würdest Du Dir selber für einen Blogpost bezahlen?
Puh, diese Frage ist schwierig und auch schlecht pauschal zu beantworten. Ich denke meine Herangehensweise wäre, für den entsprechenden Auftrag einen zeitlichen Umfang zu schätzen und mich dann mal zu informieren, wie hoch in der Branche der durchschnittliche Stundenlohn ist. Und aus diesen beiden Parametern würde ich dann den Preis kalkulieren und im letzten Schritt so anpassen, dass ich damit zufrieden bin. Das ist jetzt vielleicht etwas nüchtern, aber irgendeinen Anhaltspunkt bräuchte ich, auch um die Höhe des Preises rechtfertigen zu können.
Danke, liebe Anna, dass Du Dich als Interviewpartnerin zur Verfügung gestellt hast!
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