Es ist wieder Zeit für das sonntägliche Interview für meine „Sei Dir was wert!“-Reihe (mehr über den Ursprung gibt es hier). Dies ist nun schon das vierte Interview in meiner Serie und ich bin selber ganz überrascht und begeistert, wie sehr ihr euch für dafür interessiert. Besonders froh macht mich, dass viele von euch Bloggerinnen Kontakt mit mir aufnehmen und sich von mir interviewen lassen wollen. Nur so kann diese Reihe weiterleben und ich kann euch hoffentlich ein spannendes und vielfältiges Spektrum unterschiedlicher Bloggerszenen zeigen.
Meine heutige Interviewpartnerin ist Dani vom Label Prinzessin Farbenfroh. Sie ist gewissermaßen schon ein alter Hase unter den Bloggerinnen, denn ihren Blog gibt es jetzt seit fast zehn Jahren! Auf ihrem Blog zeigt Dani vor allem Kleidung, die sie für ihre drei Kinder näht – und das ganze wirklich schön präsentiert mit tollen Fotos. Für heute hat sie sich meinen Fragen gestellt und mir erzählt, wie sich die Nähbloggerszene aus ihrer Sicht im Laufe der Zeit verändert hat.
Wie lange bloggst Du schon?
Seit September 2008.
Warum hast Du mit dem Bloggen angefangen? Verfolgst Du mit Deinem Blog ein bestimmtes Ziel?
Angefangen habe ich vor allem, weil zu der Zeit wirklich viele Hobbynäherinnen aus meinem Nähumfeld einem eigenen Blog hatten. Es gab auch kaum Alternativen, denn Facebook und Instagram waren noch sehr unbekannt. Ein Ziel hatte ich zu Anfang nicht, ich wollte und will einfach nur meine genähten Sachen in einem passenden Rahmen präsentieren. Mittlerweile sehe ich meinen Blog als mein öffentliches Nähtagebuch, in dem ich immer meine Entwicklung verfolgen und mich auch selbst nochmals inspirieren kann.
Hat sich Dein Blog im Laufe der Zeit verändert? Machst Du Dinge anders als am Anfang? Nähst Du vielleicht gezielt bestimmte Schnitte, weil diese auf dem Blog besonders gut ankommen?
Ja natürlich, mein Blog befindet sich auch heute noch im Wandel, immer mal wieder ändere ich auch das Layout und passe es an. So war der Blog zum Beispiel auch schon mal Pink oder Lila hinterlegt. Im Moment finde ich aber das klare und neutrale Weiß schön.
Ich mache heute fast alles anders als am Anfang. Es ist heute sehr wichtig, ansprechende und hochwertige Fotos zu zeigen. Während ich am Anfang einfach die Klamotten auf den Boden gelegt habe, achte ich heute auf einen neutralen Hintergrund und mache sogar oft extra Bilder mit den Kindern.
Natürlich schaue ich auch, welcher Blogpost besonders viele Kommentare oder auch nur Besucher hatte, aber nähen werde ich weiterhin nur was mir gefällt.
Wie entsteht ein Blogpost bei Dir? Welche Arbeitsschritte stehen dahinter?
Als erstes muss ich natürlich das Kleidungsstück nähen. Dann warte ich auf gutes Wetter, denn eine Fotowand für Innenaufnahmen habe ich nicht. Wenn das Wetter dann besser ist warte ich, dass mein Model, im Moment meine 1 Jährige, sich schön ausgeschlafen hat und dann ziehen wir uns an und gehen vor die Tür oder fahren mit dem Rad in den nahe gelegenen Wald. Manchmal fahre ich auch mit dem Auto an einen schönen Ort, ich will ja auch nicht immer den gleichen Hintergrund, sonst wird es vielleicht langweilig. Ich schieße meistens mehrere Fotostrecken, weil die Maus immer in Bewegung ist. Gut die Hälfte der Bilder sind dann verwackelt und unbrauchbar, die werden vorab aussortiert und der Rest bearbeitet. Dann kann ich anfangen den Blogpost zu schreiben.
Wie viel Zeit steckt so ungefähr in einem Deiner Blogposts?
Nun wenn ich das Nähen selbst mal außen vor lasse, dann bin ich mit Fotografieren am Model, inklusive Fahrtzeit zum Shootingort und wieder zurück, gut 1 Stunde beschäftigt.
Die Nachbearbeitung der Bilder kann schon mal 2-3 Stunden dauern, wenn ich wieder hunderte Fotos gemacht habe und die alle gesichtet werden müssen braucht das Zeit. Im Durchschnitt denke ich sind es 1,5 Stunden für die Nachbearbeitung. Danach lade ich die Bilder in den Blog und schreibe den Text, das dauert ca 30 min.
Alles in allem kann ich sagen, 3 Stunden dauert ein Blogpost im Durchschnitt.
Dann kommen da natürlich noch die Kommunikationsmedien Facebook und Instagram die auch noch mal 30min in Anspruch nehmen. Wobei ich sagen muss, mein Blog ist mein Baby und bei Facebook kopiere ich nur den Text vom Blog hinein. Dort schreibe ich keinen extra Post.
Du nähst vor allem für Deine Kinder. Wenn Du da mit anderen Bloggern vergleichst, die vielleicht eher Erwachsenenkleidung nähen – gibt es da Unterschiede? Muss man da andere Strategien anwenden, etwa um bei bestimmten Linkparties posten zu können?
Es gibt ja zum Glück auch in der Kindernähwelt genug tolle und auch große Linkparties bei denen man teilnehmen kann. Ich persönlich kenne z.B. mehr Linkparties für Kinder als für Erwachsene J
Wie viel Zeit verbringst Du zusammen mit Deinen Kindern für den Blog, also zum Beispiel beim Fotografieren der fertigen Sachen?
Ich nähe und schreibe die Post ja immer nur dann wenn die Kinder Schlafen oder im Kindergarten /Schule sind, oder wenn am Wochenende mein Mann zuhause ist und ich auch tagsüber mal in mein Zimmer verschwinden kann. So dass sich die gemeinsame Zeit für den Blog wirklich nur auf die Fotos bezieht. Ich denke im Durchschnitt sind es 2-3 Stunden, je nachdem wie viel ich genäht habe in einer Woche.
Lässt sich das gut in den Alltag integrieren? Haben Deine Kinder auch manchmal keine Lust darauf, die Sachen zu modeln oder finden Teile doof, die Du genäht hast? Ist das manchmal, ein Stressfaktor, zum Beispiel, wenn die Deadline für die Abgabe der finalen Fotos für ein Probenähen vor der Tür steht?
Im Moment sind die 2 Jüngsten ja noch klein, sie lassen sich eigentlich relativ leicht fotografieren beim Spielen oder Erkunden der Umwelt. Aber bei meiner Großen sieht das schon ganz anders aus. Sie hat oft ihren eigenen Kopf, das fängt schon damit an, dass ich sie lieber frage, ob ich ein bestimmtes Kleidungsstück, z.B. für ein Probenähen, überhaupt für sie nähen soll, denn wenn sie es nicht mag dann gibt’s auch keine Fotos. Wenn sie sich dafür entscheidet, sage ich ihr gleich dass ich sie dann für Fotos bis zum Datum X brauche. Das klappt dann auch ganz gut, weil wir es vorher so abgesprochen haben.
Du hast schon bei einigen Probenähen mitgemacht. Worin siehst Du da den Mehrwert für Dich bzw. Deinen Blog? Ist das für Dich ein „fairer“ Deal im Vergleich zu dem Mehrwert, den Du dem Schnittersteller bietest?
Das ist ein wenig schwerer zu beantworten. Ich habe bedingt durch die beiden letzten Schwangerschaften und Geburten 2014 und 2016 das Gefühl, dass ich den Anschluss verpasst habe. Seit einigen Jahren, spielt sich die Nähwelt der Mamas, die wie ich für ihre Kinder nähen, immer mehr auf FB und weniger in der Bloggerwelt ab. Diesen Sprung habe ich leider verpasst. Nnein eigentlich zum Glück, denn ich habe mich um meine Kinder gekümmert.) Jetzt, da ich wieder deutlich mehr Zeit für mein Hobby habe, möchte ich meinem Blog und parallel auch meine Fanpage wieder aufbauen.
Ich freue mich daher sehr wenn ich von großen und auch kleinen Labels angesprochen und gefragt werde, ob ich nicht Lust habe für sie ein bestimmtes Schnittmuster oder eBook zu nähen. Ich denke, dass es für mich im Moment einen enormen Mehrwert bringt, für andere Labels Probe oder Design zu nähen, da sich dadurch speziell auf FB meine Reichweite in den letzten paar Monaten quasi verdoppelt hat. Was die Zukunft bringt und ob ich das mal anders sehe werde ich dann merken.
Ich möchte noch dazu sagen, dass ich natürlich nicht wahllos jedes Probe- und Designnähen mitmache, sondern nur das was meiner Meinung nach auch zu mir und meinem Stil passt.
Du bist jetzt schon sehr lange in der Nähblogger-Szene unterwegs. Hat sich diese Szene Deiner Wahrnehmung nach gewandelt, zum Beispiel im Verhältnis von Schnittmusterdesignern und Bloggern?
Ja, definitiv!
Heute gibt es Schnittersteller wie Sand am Meer. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, aber manche Schnitte werden leider auch kopiert und wieder kopiert und es gibt Stress und Streit. Missgunst ist auch ein großes Problem geworden. Und sind wir mal ehrlich: ein Shirt ist ein Shirt!
Egal ob da jetzt ein Querstreifen von links nach rechts oder eine Naht von oben nach unten eingenäht wird, es bleibt ein Shirt.
Die Blogger werden dagegen immer weniger, was wirklich schade ist, denn ein Blog hat keine Reichweitenbegrenzung, wie FB! Ein Blog ist immer für jeden sichtbar und man kann ihn auch abonnieren, dann ist man auch immer auf dem Laufenden. Ich persönlich kann immer noch nicht nachvollziehen, warum alle zu FB abwandern und sich jetzt im Nachhinein beschweren, dass sie für ihre Fanpage werben sollen damit FB die Reichweite nicht begrenzt.
Ich werde weiter bloggen, und die Posts einfach zu FB kopieren. Mein Blog bleibt aber mein Nähtagebuch.
Wann fühlst Du Dich als Bloggerin wertgeschätzt?
Ich freue mich immer über jeden Kommentar der auf meinem Blog hinterlassen wird.
Oder wenn eine liebe Mama mir eine Mail schreibt und mich um Rat zu einem bestimmten Schnitt fragt. Das sind oft ganz liebe Zeilen, die mir zeigen, dass ich den Blog nicht nur für mich allein betreibe, sondern auch für viele, die Inspiration suchen.
Danke für das Interview und Deine Unterstützung Dani!
Du bloggst hobbymäßig und hast Lust, meine „Sei Dir was wert!“-Serie zu unterstützen? Oder Du bist die Person „auf der anderen Seite“ einer Kooperation (Schnittmusterersteller, Unternehmen, etc.) und möchtest mir Deine Sicht der Dinge erzählen? Dann melde Dich gerne bei mir unter feierabendfrickeleien(at)gmail(dot)com
Das war wieder ein interessantes Interview. Ich habe den Blog gleich Mal braucht, da ist der Name ja echt Programm! Ich finde es toll, wie Dani ihren eigenen Stil entwickelt hat!
*besucht
Danke, es freut mich, dass Dir das Interview gefallen hat! Ich fand es vor allem sehr spannend, wie Dani die Entwicklung der Nähszene miterlebt hat. Ich hoffe, dass die Blogs am Leben bleiben und sich nicht alles zu Facebook und Co verlagert… :) ich finde Danis Stil auch sehr einzigartig und schön!