In der letzten Zeit habe ich das Stricken auf meinem Blog etwas vernachlässigt. Das soll sich nun ändern. Heute kann ich euch ein Tuch zeigen, das ich im Rahmen eines Teststrickens für Frau KniTime gestrickt habe. Frau KniTime wird zusammen mit Frau Firlefanz&Kinderkram wahrscheinlich noch dieses Jahr eine Mustersammlung mit dem Titel „Blattwerk“ herausgeben. Darin werden sich viele Strickanleitungen für Große und Kleine finden, die alle inspiriert sind von Blättern und Gewächsen. Daher auch der Titel.
Ich hatte mich als Testerin für ein Dreieckstuch gemeldet, das eine sehr interessante Konstruktion hat: Es beginnt als Viereck, das später an zwei Kanten abgekettet wird und dann über verkürzte Reihen seine Dreiecksform bekommt.
Das war nicht mein erster Teststrick, ich habe auch schon für andere Designerinnen Anleitung vor ihrem Erscheinen auf Herz und Nieren getestet und hatte immer viel Spaß dabei. Es hat schon seinen Sinn, dass Anleitungen außer von ihren Erfindern/innen noch von anderen Strickern/innen gestrickt werden – man selbst ist da ja irgendwann betriebsblind. Und so ein Teststrick ist eine gute Möglichkeit, zu sehen, ob auch andere das, was man in die Anleitung geschrieben hat, auch wirklich so verstehen, wie es gemeint ist, sprich: Können die der Anleitung folgen. Nebenbei kann man dann auch noch prüfen, ob alle Zahlen (also Maschenangaben oder Maße) wirklich stimmen und ob die Charts von Mustern wirklich hinhauen.
Wenn ich mich für einen Teststrick melde, dann mit dem Ziel, die Anleitung auf Herz und Nieren zu prüfen. Und das meine ich wörtlich. Ich zähle mich zu den sehr erfahrenen Strickerinnen – ich kann mich durch so ziemlich jede Anleitung wurschteln, sei sie auch noch so schlecht gemacht. Bei einem Teststrick sehe ich es aber als meine Aufgabe an, dazu beizutragen, dass die Anleitung für Strickende aller Erfahrungsstufen so verständlich wie möglich wird. Dazu gehört es für mich auch, auf Stellen hinzuweisen, die möglicherweise missverständlich oder nicht eindeutig formuliert sind. Wenn man über eine Stelle in einer Anleitung stolpert oder erst nachdenken muss, was damit gemeint ist, gibt es Potenzial, die Anleitung genau dort zu verbessern.
Mit dieser Haltung bin ich auch an den Blattwerk-Teststrick herangegangen. Mir machen Teststricks wirklich Spaß, weil ich es spannend finde, ein wenig in den Designprozess eines Strickstücks eingebunden zu sein (wenn auch erst relativ am Ende). Deswegen investiere ich auch gerne Zeit und Aufwand. Und es ist mehr Aufwand als einfach etwas stricken, denn gerade bei Teststricks kann es durchaus sein, dass man öfters mal ribbeln und rumprobieren muss. Außerdem lese ich wie gesagt, beim Teststrick Anleitungen auch ganz anders, als wenn ich etwas nur für mich stricke.
Zu dem Zeitpunkt, zu dem ich diesen Blogbeitrag schreibe, kenne ich die finale Anleitung, die dann auch veröffentlicht wird, noch nicht. Ich habe nur mein Teststück, an dem es leider ein paar Sachen gibt, die mir nicht so gut gefallen.
Da ist zum Beispiel die „Bobbel-Kante“, die ich eine recht witzige Idee finde. Leider sehen die Bobbel am Vierecksegment ganz anders aus als die an den anderen Stellen des Tuches. Dies liegt in der Natur der Anleitung: Am Viereck werden sie beim Abketten gestrickt während sie beim Rest des Tuchs immer an Rundenanfang/-ende gestrickt werden – auch noch mit einem Umschlag davor. Das resultiert in einer Bobbel-Kante, die besonders nach dem Spannen ungleichmäßig aussieht, weil die Umschläge da natürlich deutlich rauskommen. Vielleicht bin ich zu sehr Monk, aber diese starke Uneinheitlichkeit bei den Bobbeln stört mich.
Hätte ich das Tuch genau nach Anleitung gestrickt, wäre es mir viel viel viel zu klein gewesen. Ich habe die beiden Muster vom Viereckteil zweieinhalbmal statt nur einmal gestrickt, um auf eine für mich akzeptable Größe zu kommen.
Man merkt, ich werde mit dem Tuch nicht so ganz warm. Das kann aber auch an mir liegen, vielleicht ist es einfach nicht meins. Ich bin gespannt, wie die fertige Anleitung aussehen wird – denn beim Teststricken habe ich viele Hinweise gegeben, wie man diese vielleicht noch optimieren kann.
Gestrickt habe ich mein Tuch aus „Mini Aplakka“ von Sandnes, die ich bei Knit Knit Love Wool erstanden habe. Normalerweise bin ich ja nicht so der Alpaka Fan, aber die Wolle ist erstaunlich griffig und nicht so labberig, wie ich es sonst von Alpaka kenne.
Die Konstruktion des Tuches finde ich nach wie vor spannend, das Stricken ist schön abwechslungsreich – auch wenn ich mir am Anfang des Vierecks mit acht Maschen auf vier Nadelspielnadeln fast die Finger gebrochen habe. Mal schauen, was aus dem Endprodukt wird, vielleicht finde ich jemanden in meinem Umfeld, der mehr Freude daran hat als ich. Denn eigentlich ist es ja ein sehr schönes Tuch.
Und weil es trotzdem schön ist, darf es auch zum RUMS hüpfen!
Ich kann Deine Unzufriedenheit mit den unterschiedlichen Bommel sehr gut nachvollziehen! Dafür wäre ich auch zu sehr „Monk“. Das Rankenmuster am Viereck sieht allerdings sehr spannend aus! Ich habe eine kleine Vorliebe für Blätteriges, vielleicht schaue ich mir die fertige Anleitung (bzw. die Sammlung) mal an. Danke jedenfalls für Deinen Erfahrungsbericht! lg, Gabi
Hallo Gabi,
Schön, dass es noch mehr so Monks gibt wie mich :) in der Anleitungssammlung sind einige tolle rankige Muster enthalten, unter anderem auch ein Cardigan und eine Kreisjacke :)
LG Steffi