In der Welt der Frickeleien habe ich ja sehr lange monogam gelebt. Will heißen: Für mich gab es nur stricken, sonst nichts (noch nicht einmal häkeln). Auf dem Terrain des Strickens kenne ich mich gut aus, ich würde mich durchaus als ambitionierte und erfahrene Strickerin bezeichnen – was nicht heißt, dass es nicht noch tausende Techniken gibt, die ich noch dazu lernen kann. Wenn ich stricke, weiß ich, was mich erwartet und kann mir eigentlich sicher sein, dass am Ende immer etwas Tragbares herauskommen wird.
Das hat sich geändert, als ich vergangenes Jahr angefangen habe, meine Fühler in andere Bereiche des Selbermachens auszustrecken. Mittlerweile wohnt ein halber Fuhrpark an Maschinen bei mir: Schneidplotter, Nähmaschine, Overlockmaschine und ich habe durchaus großen Spaß am herumfrickeln mit meinen diversen Maschinchen. Auch wenn ich beim Nähen mittlerweile auch fast ein ganzes Jahr dabei bin, bin ich doch immer wieder erstaunt über das, was ich so an der Nähmaschine produzieren kann.
Im Gegensatz zum Stricken habe ich hier öfter noch das Gefühl, das Geschehen nicht so wirklich unter Kontrolle zu haben. Die Nähmaschine gibt Gas, zieht irgendwie den Stoff ein und ich versuche verzweifelt, eine halbwegs gerade Naht zustande zu bringen (oder mit der Overlock nicht den haben Stoff abzuschneiden). Es ist doch etwas anderes, eine Maschine zu bedienen als „nur“ mit den eigenen Händen zu werkeln – und auch da kann ja schon einiges schief gehen. Kurzum: Große Schneiderkunst sind meine Nähwerke garantiert noch nicht. Trotzdem bin ich regelmäßig begeistert davon, was für tragbare Sachen man auch als Anfänger nähen kann. Oft sitze ich nach einem Nähnachmittag da, schaue auf das frisch produzierte Kleidungsstück und möchte es am liebsten in die nächste Fußgängerzone tragen, jedem unter die Nase reiben und schreien: „Guck mal, das hab ich gemacht!!!“
Das mache ich natürlich nicht! Aber euch kann ich sehr zufrieden meine genähten Werke dieses Wochenendes zeigen.
Los geht es mit einem wundervollen Shirt namens La Alizéa von Frau Schnittgeflüster, das lässig sitzt, aber mit dem richtigen Stoff durchaus bürotauglich ist. Genäht habe ich es aus fließendem Viskosejersey von EvLi’s Needle, der erstaunlich leicht zu nähen war (ich hatte vorher Horrorstories über das Vernähen von Viskose gelesen, es tat aber gar nicht weh).
Die Schnitte von Frau Schnittgeflüster gefallen mir alle außerordentlich gut. Sie sind einfach und schlicht, ohne viel Schnickschnack, haben klare Linien und machen echt was her. Dazu kommt, dass sie auch für Nähanfänger wie mich absolut einfach zu nähen sind. Ich habe mich lange nur an Schnittmuster getraut, die eine Videoanleitung haben, aber mit Frau Schnittgeflüsters Fotoanleitung und Erklärungen im Schnittmuster bin ich super klar gekommen.
Begeistert war ich von der Art, den V-Ausschnitt zu nähen: Der Ausschnittstreifen wird nämlich wie für einen runden Ausschnitt angenäht und zum Schluss an der Spitze innen einfach als kleines Dreieck abgenäht – fertig!
Das La Alizéa Schnittmuster enthält die beiden Ausschnittvarianten Rundhals und V-Ausschnitt, Schnitte für dehnbare und nicht dehnbare Stoffe und erklärt einige Varianten, wie etwa ein Shirt mit Teilung im Vorderteil. Ich bin begeistert und werde auf alle Fälle noch mehr Alizéas nähen!
Shirt 2, das heute fertig geworden ist, ist das 20 Minuten Shirt von Frau muckelie. Es heißt so, weil man es in nur 20 Minuten vom Zuschnitt bis zur letzten Naht fertig stellen kann. Na gut, bei mir hat es etwas länger gedauert, aber ich bin ja auch noch nicht soooooo geübt. Aber schnell ging es allemal. Vier Schnitteile (Vorder- und Rückenteil plus 2 Belege für den Ausschnitt), 6 Overlocknähte, Ärmel und Saum versäumen, fertig. Auch hier ist die Anleitung mit Fotos und Text sehr gut verständlich und leicht nachzuarbeiten. Das Ergebnis gefällt mir sehr gut, es ist ein gut sitzendes Shirt geworden, bei dem mir vor allem auch der Ausschnitt mit dem Beleg gefällt. Auch hier werden wohl noch einige Exemplare folgen. Der tolle Fuchsstoff war ein Stoffmarktfund.
Was habt ihr an diesem Wochenende so schönes gefrickelt? Schreit mir ein “Guck mal, das hab ich gemacht!“ entgegen ;-)
Ich habe neben der Nähmaschine auch noch meinen Plotter bedient und die Stricknadeln geschwungen. Doch dazu berichte ich ein andermal.